"Internationaler Rat der Christen und Juden" verurteilt schlimmste Welle des Antisemitismus in Europa nach 1945 - Lösung für Geburtsbasilika in Bethlehem gefordert
Frankfurt, 1.5.02 (KAP) Der Internationale Rat der Christen und Juden (ICCJ) ist zutiefst erschüttert und voller Trauer über das andauernde Leiden der Völker in Palästina und Israel. Der Rat appelliert eindringlich an die "verantwortlichen politischen und religiösen Führer in der Region und in der Welt", alles zu tun, um die zerstörerische Gewalt im Nahen Osten zu beenden und die Voraussetzungen für Verhandlungen zu schaffen, die gerechte Lösungen für ein ziviles Leben der Völker in Israel und in Palästina ermöglichen. Der ICCJ begrüßt die zahlreichen Verlautbarungen jüdischer, christlicher und muslimischer religiöser Führungspersönlichkeiten, in denen sich diese "unmissverständlich für den untrennbaren Zusammenhang von Frieden und Gerechtigkeit aussprechen".
Angesichts des ungelösten Konflikts im Nahen Osten und des zunehmenden Antisemitismus insbesondere in Europa betont der ICCJ, dass er alle Bemühungen um den Dialog zwischen den Konfliktparteien unterstütze, aber den Missbrauch der Religion für die Legitimierung von Terrorangriffen entschieden verurteile. Wörtlich heißt es in der ICCJ-Erklärung: "Wir begrüßen die Stellungnahmen führender islamischer Geistlicher, die klar zum Ausdruck gebracht haben, dass Selbstmordattentate den Werten und den Lehren des Islam direkt widersprechen". Der ICCJ ruft die israelische Regierung erneut auf, alle Militäraktionen in den besetzten Gebieten unverzüglich zu beenden, um weiteres Blutvergießen abzuwenden. Zugleich werden "alle verantwortlichen Kräfte unter den Palästinensern" aufgerufen, endlich den Terror und seine Infrastruktur zu bekämpfen und zu überwinden.
Wörtlich heißt es in der ICCJ-Erklärung: "Wir fordern die palästinensische Führung und die israelische Regierung auf, unverzüglich eine Lösung für die Besetzung der Geburtskirche in Bethlehem zu finden und zu verhindern, dass die dort eingeschlossenen Nonnen und Mönche zu Schaden kommen". Maßnahmen gegen den Israel bedrohenden Terror dürften nicht die Notwendigkeit verdrängen, dass für das palästinensische Volk eine politische Perspektive für seine Zukunft geschaffen werden muss.
Der ICCJ wendet sich entschieden gegen alle Versuche, mit einseitigen Stellungnahmen die Verantwortung für die derzeitige Katastrophe im Nahen Osten allein einer der beiden Konfliktparteien zuzuschreiben und von ihr allein die Lösung für diese schwere Krise zu erwarten. Die Tatsache, dass in Europa gegenwärtig die schlimmste Welle des Antisemitismus nach 1945 wütet, sei "unerträglich" und fordere alle zum Handeln auf. Wörtlich heißt es in der ICCJ-Erklärung: "Wir verurteilen alle Versuche, Kritik an der Politik der derzeitigen israelischen Regierung zur Legitimierung von antisemitischen Gesinnungen und Aktionen zu missbrauchen". An die verantwortlichen Politiker, an die Kirchen und muslimischen Gemeinden sowie an alle gesellschaftlichen Gruppierungen wird appelliert, alle Formen dieses neu entflammten Antisemitismus zu verurteilen und zu unterbinden.
Das gemeinsame Erbe Abrahams verpflichte Juden, Christen und Muslime, in ihren gegenseitigen Beziehungen alle Anstrengungen zu unternehmen, um Vorurteile, Unkenntnis, Feindschaft und jede Gewalt nachhaltig zu überwinden. Dem unerträglichen Missbrauch der Religionen zur Legitimierung von Hass und Gewalt müsse Einhalt geboten werden. Die Religionen dürften nicht zulassen, dass ihre vielfältigen Möglichkeiten, ein ziviles und friedliches Zusammenleben zu fördern, von Extremisten zunichte gemacht werden.
Kathpress
1. mai 2002