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Publisert 3. mai 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Heftiges Gefecht zwischen Israelis und Palästinensern in der Nacht auf Donnerstag

Jerusalem, 2.5.02 (KAP) Kardinal Roger Etchegaray, der im Auftrag des Papstes helfen soll, das Drama um die Geburtskirche in Bethlehem zu lösen, hat unmittelbar nach seiner Ankunft in Israel am Mittwoch Abend die Verhandlungen aufgenommen. Etchegaray soll bis Sonntag in den festgefahrenen Verhandlungen vermitteln und auch Möglichkeiten einer Wiederaufnahme des abgebrochenen Nahost-Friedensprozesses sondieren.

In Bethlehem selbst gab es in der Nacht auf Donnerstag ein heftiges Gefecht zwischen israelische Soldaten und bewaffneten Palästinensern, die sich seit Beginn der israelischen Militäroffensive vor einem Monat in der Geburtskirche verschanzt haben. Es dauerte weniger als eine Stunde. Zwei Räume innerhalb des orthodoxen Klostertraktes gerieten in Brand. Nach knapp einer Stunde konnte das Feuer wieder gelöscht werden. Nach palästinensischen Angaben wurden drei Personen beim Löschen leicht verletzt.

Die verschanzten Palästinenser warfen der Armee vor, die Kirche stürmen zu wollen. Die Armee teilte mit, sie habe Schüsse von palästinensischer Seite erwidert. Die Soldaten hätten sich keinen Meter auf die Kirche zu bewegt. Das Feuer in dem Gebäude sei von Palästinensern gelegt worden.

Die Blockade des Amtssitzes des palästinensischen Präsidenten Arafat in Ramallah ist indessen beendet worden. Arafat verließ am Donnerstag seinen teilweise zerstörten Amtssitz, mit dessen Belagerung am 29. März begonnen worden war. Arafat wurde vor dem Gebäude von mehreren hundert Anhängern mit Jubel begrüßt.

Arafat unternahm eine "Tour" durch Stadt und besuchte ein Krankenhaus und einen Friedhof. In einem TV-Interview übte er heftige Kritik am Schweigen der Weltöffentlichkeit zur israelischen Belagerung der Geburtskirche, die ein "Heiligtum für Christen und Muslime" sei. "Es ist nicht wichtig, was mir hier widerfahren ist. Wichtig ist, was in der Geburtskirche passiert. Das ist ein Verbrechen", so Arafat. Es habe einen Plan unter Mitwirkung der Briten und Amerikaner gegeben, zu dem er seine Zustimmung gegeben habe. Die Welt habe sich über die Zerstörung der Buddha-Statuen durch die Taliban empört, über Bethlehem schweige sie jedoch.

Der italienische Missionsnachrichtendienst "Misna" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Bethlehems Bürgermeister Hanna Nasser, die Verhandlungen gingen weiter. Man bemühe sich für Bethlehem um eine Lösung, wie man sie für Ramallah erreicht habe.

Die Zahl der in der Kirche eingeschlossenen Palästinenser wurde zuletzt von unterschiedlichen Quellen mit 150 bis 180 angegeben. Zudem harren noch rund 30 christliche Priester und Ordensleute, die sich als Wächter der heiligen Stätte verstehen, in dem Gebäude aus.

Am 2. April hatten sich 200 teils bewaffnete Palästinenser in der Geburtskirche, die zu den heiligsten Stätten der Christenheit zählt, sowie im angrenzenden Franziskanerkloster verschanzt. Die Lebensmittel- und Wasservorräte dort gelten als erschöpft; nach Aussage der Franziskaner befinden sich mehrere Leichen unbeerdigt in den unteren Stockwerken des Gebäudes.

"Gott und den Gläubigen zurückgeben"

Etchegaray forderte am Donnerstag eine rasche Regelung für die tragische Situation in Bethlehem. "Die Geburtskirche muss wieder Gott und den Gläubigen zurückgegeben werden", betonte der Kardinal in Jerusalem, wo er im Auftrag des Papstes nach einer Lösung für das seit einem Monat belagerte Gotteshaus im Geburtsort Jesu suchen soll. Am Vormittag war er mit dem israelischen Staatspräsidenten Moshe Katzav zusammengetroffen. Für den Abend war eine Begegnung mit Arafat vorgesehen.

"Shalom, Salam, Frieden kann man nur aus den Steinen eines echten Dialogs erbauen", hob Etchegaray in seiner im Vatikan veröffentlichten Erklärung hervor. Zugleich unterstrich er den spirituellen Charakter seiner Mission, mit der er "allen die Botschaft des Friedens, der Liebe und des Mitleids verkünden will, die zuerst in diesem Land und in dieser Stadt Jerusalem von den Propheten und von Christus" verkündet worden sei. Damit wolle er einen kleinen Beitrag zum Friedenswerk leisten. Etchegaray betonte, er komme als Gesandter des Papstes, der immer wieder seinen Respekt und seine Verbundenheit mit dem israelischen und dem palästinensischen Volk bekundet habe. Diese beiden Völker seien zwar heute zerstritten, doch sie seien verbunden in einer tiefen Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit.

Ein Toter evakuiert

Zwei weitere Palästinenser verließen am Donnerstagmittag die Geburtskirche. Gleichzeitig wurde der Leichnam eines 22-jährigen Polizisten aus dem Gotteshaus gebracht, der nach Palästinenserangaben in einem Innenhof des Gebäudekomplexes erschossen worden war. Bei den beiden aus der Kirche Gekommenen handle es sich um einen durch israelische Schüsse Verletzten sowie einen entkräfteten 18-Jährigen, hieß es aus Palästinenserkreisen. Die Freilassung war mit Israel ausgehandelt worden.

Ausländische Pazifisten dringen in Basilika ein

Mehrere ausländische Pazifisten sind am Donnerstagabend nach Medienberichten in die Geburtskirche von Bethlehem eingedrungen. Wie der amerikanische Nachrichtensender CNN berichtete, durchbrachen sie die israelischen Absperrungen und brachten Lebensmittel in den Gebäudekomplex. Es handle sich um Angehörige der selben Gruppe, der es gelungen war, vor wenigen Wochen zum von israelischen Soldaten abgeriegelten Hauptquartier von Palästinenserchef Arafat durchzudringen. Weiter hieß es, die israelische Armee habe rund ein Dutzend Angehörige der Gruppe, die sich "Internationale Solidaritätsbewegung" nennt, in Gewahrsam genommen.

Unterdessen traf der Sondergesandte des Papstes, Kardinal Roger Etchegaray, am Abend mit Arafat zusammen. Bei dem halbstündigen Gespräch habe er den Palästinenserchef aufgefordert, alles für ein Ende der Belagerung der Geburtskirche zu tun, sagte der französische Kurienkardinal anschließend. Er habe Arafat darüber hinaus versichert, dass der Papst für ihn und für das leidende palästinensische Volk bete. Etchegaray war am Morgen auch mit Israels Präsident Moshe Katsav zusammengetroffen.

Kathpress
2. mai 2002

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