Jerusalem, 4.5.02 (KAP) Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray will im Rahmen seiner Sondermission im Nahen Osten nach Bethlehem fahren und mit den Franziskanern Messe feiern. Das teilte er den seit 32 Tagen belagerten Ordensleuten am Samstag in einem Telefonat aus Jerusalem mit, meldet der internationale Missionspressedienst "Misna". Der Kardinal, der sich seit Mittwoch im Land befindet und bereits mit Israels Staatspräsident Moshe Katzav und Palästinenser-Präsident Jassir Arafat konferiert hatte, habe versichert, "alles in seiner Macht Stehende zu tun", um eine friedliche Lösung für die Geburtskirche und generell für das Drama in Bethlehem herbeizuführen, teilte Franziskanerpater Ibrahim Faltas mit.
Für die zusammen mit 160 teilweise bewaffneten Palästinensern im Komplex der Geburtskirche festsitzenden Ordensleute sei die Ankündigung des Etchegaray-Besuchs "ein Zeichen der Hoffnung" und "die einzige gute Nachricht, die uns in diesem Moment der Verzweiflung bestärkt", so der Franziskanerpater. Am Donnerstag hatten die Israelis dem Sondergesandten des Papstes unter Hinweis auf Kriegsrecht und Sicherheitsbedingungen einen Besuch in der Geburtsbasilika verwehrt.
Palästinenser erschossen
Im Gebäudekomplex der Geburtskirche von Bethlehem ist ein junger Palästinenser von einem israelischen Scharfschützen erschossen worden. Der junge Mann habe sich im orthodoxen Flügel des Gebäudekomplexes aufgehalten und sei von einer Kugel in der Brust getroffen worden, sagte Franziskanerpater Ibrahim Faltas am Samstag dem Missionspressedienst "Misna". Der junge Palästinenser sei von einem Krankenwagen abtransportiert worden, aber kurz danach gestorben, fügte er hinzu.
In der Geburtskirche befinden sich nach Angaben von "Misna" weiterhin elf Pazifisten, meist US-Amerikaner und Briten. Sie waren am Donnerstag nach einem Ablenkungsmanöver durch den israelischen Belagerungsring hindurch in das Gotteshaus gelangt und hatten den seit 32 Tagen festsitzenden 160 teilweise bewaffneten Palästinensern und mehr als Ordensleuten Lebensmittel gebracht.
Kathpress
4. mai 2002