Moskau, 23.5.02 (KAP) Die Katholiken in Russland hoffen nach den Worten des Erzbischofs in Moskau, Tadeusz Kondrusiewicz, weiter auf einen Besuch Papst Johannes Paul II. in ihrem Land. Mit Blick auf die derzeitige Papstvisite in der früheren Sowjetrepublik Azerbaidschan und in Bulgarien sagte Kondrusiewicz vor Journalisten in Moskau, dieser Besuch lasse die russischen Katholiken hoffen, dass der Papst "eines Tages" auch nach Moskau komme. Das Beispiel des überwiegend orthodoxen Bulgarien zeige, "dass ein Dialog zwischen Orthodoxie und Katholiken möglich ist".
"Jeder Krieg muss eines Tages enden, das war sogar beim Hundertjährigen Krieg der Fall", unterstrich Kondrusiewicz mit Blick auf die derzeitigen Spannungen zwischen orthodoxer und katholischer Kirche in Russland. Vorwürfe des Proselytismus (der Abwerbung von Gläubigen) wies der Moskauer Erzbischof erneut zurück. Nach seinen Angaben sind in den vergangenen zehn Jahren lediglich 500 orthodoxe Gläubige in Russland zur katholischen Kirche übergetreten.
Bischof Werth befürchtet Repressionen
Der katholische Bischof in Nowosibirsk, Iosif Werth, hat inzwischen an die Berliner Bundesregierung appelliert, die rund 400.000 Anträge Russland-Deutscher auf Einreise schnell zu bearbeiten. Nach zehn Jahren Religions- und Gewissensfreiheit bahne sich in Russland eine neue Verfolgung von Katholiken an, heißt es in einem von der Zentralredaktion der acht nord- und ostdeutschen katholischen Kirchenzeitungen veröffentlichten Brief des Bischofs an den deutschen Regierungschef Gerhard Schröder. Werth betont darin, er habe seine Landsleute stets aufgefordert, in Russland zu bleiben und nicht die Ausreise zu erkämpfen. Erwartungen bezüglich einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hätten sich bisher nicht erfüllt. Nun befürchte er, sich auch hinsichtlich der Glaubensfreiheit zu täuschen.
Hintergrund sind die anhaltenden Widerstände gegen die Errichtung von vier katholischen Diözesen in der Russischen Föderation im Februar. Daraufhin war der katholische Bischof in Irkutsk, Georgij Mazur, nach einer Auslandsreise nicht wieder ins Land gelassen worden. Jetzt macht sich nach Angaben der Kirchenzeitungen auch der Bischof in Saratow, Kliment Pickel, Sorgen um seine Zukunft. Sein Visum laufe im Oktober ab, dann müsse er das Land verlassen; Pickel ist deutscher Staatsangehöriger. Nach Informationen der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA hat Pickel unterdessen einen für das Wochenende geplanten Besuch in Sachsen abgesagt.
Die deutsche Bundesregierung reagierte auf den Brief von Werth zum Thema Aussiedler äußerst zurückhaltend, berichteten die Kirchenzeitungen. Es gebe keinen direkten politischen Handlungsbedarf, hieß es aus Regierungskreisen.
Kathpress
23. mai 2002