Jerusalem, 20.8.02 (KAP) Palästinenserchef Yasser Arafat will sich jetzt auch mit der Orthodoxie anlegen: Nach Angaben der «Jerusalem Post» möchte er den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Irenaios I., entmachten. Obwohl Irenaios I. als pro-palästinensisch gilt und seine Wahl deshalb von der israelischen Regierung nicht anerkannt wurde, beschuldigen ihn «Hardliner» aus der Umgebung Arafats, die arabischen Christen aus seiner Kirche «hinausdrängen» zu wollen. Zudem plane er, Grundbesitz des Patriarchats an Israel zu verkaufen. Das orthodoxe Patriarchat von Jerusalem gilt als einer der größten Grundbesitzer im gesamten Nahen Osten.
Der Patriarch wies die Anschuldigungen laut Bericht scharf zurück. Zugleich warnte er davor, die Kirche in politische Querelen zu verwickeln. Irenaios I. war vor einem Jahr gewählt und unmittelbar von Arafat bestätigt worden. Die Israelis lehnten eine Anerkennung bislang ab. Zur Begründung heißt es, Irenaios sei pro-palästinensisch und habe vor, orthodoxen Grundbesitz im Westteils Jerusalems und an anderen Orten Israels an Arafats Autonomiebehörde zu veräußern. Das israelische Parlament, die Knesset, sowie der Präsidentenpalast stehen auf Grundstücken des orthodoxen Patriarchats.
Zuletzt hatte das Patriarchat seinen ranghöchsten palästinensischen Würdenträger, Archimandrit Hanna Attalah, als Kirchensprecher abgesetzt, weil er palästinensische Selbstmord-Attentate begrüßt hatte. Nach Informationen der Zeitung «Haaretz» plant Attalah aus Rivalität mit Irenaios I. sogar die Gründung einer «palästinensisch-orthodoxen» Kirche.
In der vergangenen Woche war Attalah nach eigener Darstellung von einem Unbekannten krankenhausreif geschlagen worden. Beim Verlassen seines Wagens in der Altstadt von Jerusalem habe ein Mann auf ihn eingeprügelt und ihn getreten. Arabische Jugendliche hätten ohne Erfolg versucht, den flüchtenden Angreifer zu fassen.
Kathpress
20. august 2002