«Zerstückelung der bestehenden Staaten in Washington-hörige Klein- und Kleinststaaten ist das Ziel»
Beirut, 5.9.02 (KAP) Die Bischöfe der mit Rom unierten maronitischen Kirche haben vor den strategischen Zielen der US-Geopolitik am Golf gewarnt. Ein Angriff auf den Irak bringe die gesamte Staatenwelt der Region ins Wanken, heißt es in einem in Beirut veröffentlichten Kommunique zum Abschluss der jüngsten Vollversammlung des maronitischen Episkopats. Ziel der «kriegerischen Politik von George W. Bush» sei die Zerstückelung der größeren Länder, die Änderung von Grenzen und die Errichtung von Washington-hörigen Klein- und Kleinststaaten in der Region.
Der Libanon wäre davon «als erster betroffen», befürchten die Bischöfe. Denn hier gebe es genügend Verfechter einer Teilung bzw. Grenzrevision. Dabei werde übersehen, dass gerade der libanesische Staat «die älteste und am meisten authentische politische Entität» der Region sei.
Weitere Sorgen der Bischöfe betreffen die syrische Besatzungsmacht und die palästinensischen Lager. Die Bischöfe beklagen, dass Syrien weiterhin die Politik des Libanon in allen Angelegenheiten diktiert. Jüngste Verhandlungen mit dem Ziel eines ausgewogeneren Verhältnisses beider Staaten seien wiederum gescheitert.
Im Blick auf die Palästinenserlager auf libanesischem Territorium beklagen die Bischöfe, dass diese zu Asylorten für Gesetzesbrecher geworden seien. Auch dies beeinträchtige die libanesische Souveränität auf das Schwerste.
Kathpress
5. september 2002