Jerusalem, 28.11.02 (KAP) Die Palästinensische Autonomiebehörde hat an Papst Johannes Paul II. appelliert, für ein Ende der Abriegelung Bethlehems durch israelische Truppen einzutreten. Gleichzeitig sagte Palästinenserpräsident Yassir Arafat die diesjährigen Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem ab. Die Ankündigung der israelischen Armee, Bethlehem bis Ende Dezember zur «militärischen Sperrzone» zu machen, sei eine schwer wiegende Zuspitzung der Lage, sagte Arafat vor Journalisten in Ramallah. Es werde nicht die üblichen Weihnachtsfeiern geben. Der stellvertretende Gouverneur von Bethlehem, Mounir Salameh, stellte allerdings klar, dass die traditionelle Mitternachtsmesse in der Geburtskirche von Bethlehem wie jedes Jahr stattfindet.
Auch vor zwei Jahren hatte der traditionelle Gottesdienst in kleinerem Rahmen stattgefunden. Trotz seiner Absage aller Feierlichkeiten nahm auch Arafat teil. Im vergangenen Jahr untersagte Israels Premierminister Ariel Sharon Arafat die Teilnahme an der katholischen Mitternachtsmette in der unmittelbar an die Geburtsbasilika anschließenden Katharinenkirche. Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, kritisierte damals die Einmischung der israelischen Regierung in die religiösen Feiern.
Ablehnung der Selbstmordattentate
Die russische Regierung forderte Israel am Donnerstag auf, sich aus Bethlehem und den anderen besetzen Autonomiestädten zurückzuziehen. Das russische Außenministerium forderte zugleich, dass Israel die Restriktionen für den Zugang von Gläubigen zur Geburtskirche - eine der Hauptkirchen der Orthodoxie - aufhebt.
Wie der Pariser katholische Nachrichtendienst «Infocatho» berichtet, gibt es unter den angestammten - zumeist christlichen - Einwohnern Bethlehems eine große Ablehnung der Selbstmordattentate und ihrer Drahtzieher. Die Attentäter seien durchwegs «Leute von außen», werde betont. Sie dienten Israel als Vorwand, die lokale Bevölkerung zu bestrafen.
So sei auch der 22-jährige «Hamas»-Selbstmordattentäter Nael Abu Hilayel, der am 21. November sich selbst und elf Linienbus-Passagie in den Tod riss, kein Einheimischer gewesen. Tatsächlich sei Hilayel aus Doudra bei Hebron gekommen. Er habe sich erst vor wenigen Monaten in Bethlehem niedergelassen.
Kathpress
28. november 2002