Weihnachtswunsch: Ende der Ausgangssperre
«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Elke Blüml
Jerusalem, 4.12.02 (KAP) Ausgangssperre in Bethlehem: Wieder belagern israelische Soldaten mit Panzern die Stadt. Wie im Gefängnis fühle sie sich, meint Martha Troxler von der Klinikleitung des Caritas Baby Hospitals. Ihr größter Weinachtswunsch: «Dass wir uns wieder frei bewegen dürfen». Weihnachtsstimmung in der Geburtsstadt Jesu? «Wir spüren nicht viel davon, und ob sie noch aufkommt, darüber wagen wir keine Prognose», sagt Troxler.
Bethlehem sei wieder eine tote Stadt, so die 52-jährige Schweizerin. Mitten im Krisengebiet haben die einheimischen und ausländischen Angestellten des einzigen auf Kleinkinder spezialisierten Krankenhauses in den palästinensischen Gebieten zurzeit 40 kleine Patienten zu versorgen.
Die medizinische Seite ist dabei noch das geringere Problem, wie Troxler jetzt berichtet. Solange Ausgehverbot herrsche, kämen keine Patienten in die Ambulanz, daher reichen die Medikamentenvorräte. Viel Organisationstalent sei allerdings notwendig, um die stationär behandelten kranken Kinder und die etwa 60 Erwachsenen mit Essen zu verpflegen. Neben dem Personal sind das auch Mütter, die bei ihren kranken Kindern wohnen dürfen. «Irgendwie schaffen wir es immer wieder, genügend Vorräte zu besorgen, wenn auch nicht immer ganz legal», so Troxler: «Wenn die Bäcker heimlich gebacken haben, rufen sie uns an. Der Spitalswagen holt das Brot dann ab».
An frische Lebensmittel wie Gemüse oder Eier kommen die Bewohner Bethlehems nur in den wenigen Stunden, in denen die Ausgangssperre aufgehoben ist. Wer sich zur Sperrzeit auf die Straße traut, wird von den israelischen Soldaten per Megafon oder mit Tränengas zurück getrieben, schildert Troxler. Trotzdem gelinge es immer wieder Müttern, sich mit ihren kranken Kindern bis zum Hospital durchzuschlagen. «Die Kleinen kommen fast tot bei uns an», sagt die Schweizerin. Während der Ausgangssperre erreichten nur Krankenwagen die Klinik. Die Kosten für den Transport könnten sich die Leute jedoch nicht leisten.
Die Lage sei nicht nur für Christen in den Tagen vor Weihnachten schlimm, sondern auch für die Muslime angesichts des bevorstehenden Endes des Fastenmonats Ramadan. Doch vor allem für die Christen sei Bethlehem «nicht einfach irgend eine Stadt», betont Troxler. Deshalb wünscht sie sich Unterstützung von den Christen im Westen.
Ob Weihnachten 2002 in Bethlehem ohne Besatzung gefeiert werden kann, darüber lässt sich nach Troxlers Worten indes nur spekulieren. Sicher sei jedoch, dass das Fest ohne Touristen stattfinde. Seit keine Besucher mehr in die Stadt kämen, seien zwischen 70 und 80 Prozent der Einwohner arbeitslos.
Kathpress
4. desember 2002