Jerusalem, 13.12.02 (KAP) Ein israelischer Militärsprecher hat einen Rückzug aus Bethlehem vor Weihnachten ausgeschlossen. Derartige Pläne gebe es nicht, sagte der namentlich nicht genannte Offizier am Freitag im israelischen Rundfunk. Angesichts der andauernden Bedrohung durch Attentate sei dies nicht möglich, wird der Sprecher zitiert. Vom israelischen Militär verhängte Einschränkungen für die Bevölkerung wie etwa das Ausgehverbot würden jedoch nach Möglichkeit reduziert.
Damit reagierte der Militärsprecher auf Aussagen von Staatspräsident Moshe Katzav. Dieser hatte bei seinem Gespräch mit Papst Johannes Paul II. am Donnerstag im Vatikan versichert, Israels Armee werde alles in ihrer Macht stehende tun, um christlichen Pilgern die Teilnahme am Weihnachtsfest in Bethlehem zu ermöglichen. Katzav versprach, die Streitkräfte würden in der Weihnachtszeit außerhalb von Bethlehem postiert, sofern es keine aktuellen Terrorwarnungen gebe.
Katzav: Lage hängt allein von Palästinensern ab
In einem am Freitagmorgen ausgestrahlten Interview mit Radio Vatikan sagte Katzav, die Palästinenserbehörden seien für die derzeitige israelische Besetzung Bethlehems verantwortlich, nicht Israel. Die Palästinenserbehörden hätten die Stadt nach dem letzten Rückzug der israelischen Streitkräfte trotz gegenteiliger Beteuerungen als Aktionsbasis und Schutzraum für Terroristen genutzt, die dann mit Bombenanschlägen schuldlose Zivilisten töteten. Deshalb sei Israel gezwungen gewesen, wieder die Verantwortung für die Sicherheit in Bethlehem zu übernehmen.
Katzav erklärte weiter, die militärische Präsenz Israels in der Geburtsstadt Jesu sei vorübergehend. Sobald es verlässliche Sicherheitsgarantien von palästinensischer Seite gebe, werde die Armee sich zurückziehen. Ihre Anwesenheit sei nicht gegen die christlichen Pilger oder gegen die palästinensische Bevölkerung gerichtet.
«Konstruktive Begegnungen»
Die Begegnungen mit Papst Johannes Paul II. und Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano wertete Katzav als «konstruktiv und fruchtbar», es habe keine Beschwerden gegeben. Er erinnerte daran, dass zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel «gute Beziehungen zwischen Freunden» bestünden. Zu dem vom Vatikan geforderten international garantierten Sonderstatus für Jerusalem bemerkte Katzav, dies sei ein «kompliziertes Thema», das nicht über Medienverlautbarungen, sondern direkt im diplomatischen Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel erörtert werden solle.
Nuntius in Israel ruft Pilger zum Kommen auf
Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hat unterdessen Pilger aus aller Welt dazu aufgerufen, zu Weihnachten ins Heilige Land und nach Bethlehem zu kommen. Er hoffe, gemeinsam mit zahlreichen einheimischen Christen und Pilgern die Weihnachtsmesse feiern zu können, sagte der Vatikandiplomat in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der italienischen Zeitung «La Stampa».
Auf die Frage nach einer möglichen Abwesenheit von Palästinenserpräsident Yassir Arafat bei der Weihnachtsmesse antwortete Sambi, das Gedenken an die Geburt Christi sei ein wichtiges Fest, unabhängig davon, wer an der Feier teilnehme. Er sei sehr besorgt, dass der Geburtsort Jesu sich von einem «Ort der Liebe zu einem Ort des Blutvergießens verwandeln» könne. Weiter sprach sich Sambi für ein «internationales Eingreifen» aus. Wünschenswert sei eine Schiedsrichterrolle der internationalen Gemeinschaft bei der Verletzung von Verträgen und eine Verurteilung jener, die zur Gewalt greifen.
Auch der Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, Pater Giovanni Battistelli, rief die Pilger auf, aus Solidarität mit den einheimischen Christen weiter ins Heilige Land zu kommen. Das Wegbleiben vieler gläubiger Besucher verursache enorme Schwierigkeiten für den Lebensunterhalt der Christen, erklärte Battistelli im Gespräch mit dem vatikanischen Missionspressedienst «Fides». Entgegen den von Massenmedien verbreiteten Schreckensbilder seien die Heiligen Stätten in Jerusalem, Nazareth und Bethlehem alle leicht und gefahrlos zugänglich. Weiter betonte er, die Heiligen Stätten dürften nicht zu Museen verkommen, sondern müssten lebendige Orte des Gebetes bleiben.
Kathpress
13. desember 2002