Jesuitenzeitschrift «Civilta' Cattolica» verteidigt Pacelli-Papst gegen Vorwurf des Schweigens zum Holocaust
Rom, 22.12.02 (KAP) Die römische Jesuiten-Zeitschrift «Civilta' Cattolica» hat Papst Pius XII. gegen Vorwürfe in Schutz genommen, er habe bewusst zu den Verbrechen der Nazis an den Juden geschwiegen. Pius XII. sei «subjektiv davon überzeugt» gewesen, sich insbesondere in seiner Weihnachtsbotschaft von 1942 in «deutlicher Weise» über die Gräuel des Krieges, die Verbrechen der Nazis, die Deportationen und die Massaker an jüdischen Menschen, geäußert zu haben, schreibt der Jesuiten-Historiker Giovanni Sale in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift.
Der Artikel untersucht die Entstehungsgeschichte der Weihnachtsbotschaft 1942 und deren Widerhall. Die Deutschen hätten die Papstäußerungen als geheim zu halten, als «subversiv und gegen die nationalen Interessen Deutschlands gerichtet» bezeichnet. Im Gespräch mit Mitarbeitern und Botschaftern habe Pius XII. betont, er habe «ausreichend deutlich» gesprochen, so der Historiker.
«Nicht bewusst geschwiegen»
Pius XII. sei sich sicher gewesen, dass er gegenüber der Welt das aufgezeigt habe, «was den sogenannten Nichtariern in den deutsch beherrschten Gebieten widerfuhr». Für ihn sei die Art seiner Äußerungen im damaligen Moment die «am besten geeignete und klügste» gewesen. Der Pacelli-Papst sei überzeugt gewesen, «alles klar» gesagt zu haben, ohne Juden und Katholiken zusätzlichen Repressalien der Machthaber auszusetzen.
«Man kann nicht sagen, dass der Papst bewusst geschwiegen hat», sei es aus Sympathie für die Nazis oder einfach aus mangelnder Sensibilität auf Grund eines Antijudaismus oder Antisemitismus, so Sale wörtlich. Zugleich räumte er ein, Pius XII. sei «vielleicht nicht der Prototyp eines Propheten» gewesen. Aber er sei «sicher in höchstem Grad begabt gewesen mit der Tugend der Weisheit, die er großzügig in den Dienst der Kirche stellte».
Kathpress
22. desember 2002