Jerusalem, 31.12.02 (KAP) Israels Staatspräsident Moshe Katzav hat den Führern der christlichen Kirchen vorgeworfen, indirekt den Terrorismus zu ermutigen. Jeder, der Terror als Freiheitskampf beschreibe, fördere damit den Terrorismus, sagte Katzav bei seinem jährlichen Empfang für die christlichen Kirchenführer. Katzav spielte auf die Besetzung der Geburtskirche in Bethlehem im Frühjahr an und auf Äußerungen des lateinischen Patriarchen Michel Sabbah am Tag vor Weihnachten. Sabbah hatte gefordert, auch die Ursachen des Terrors zu sehen.
In seiner Rede vor 200 Kirchenrepräsentanten erwähnte Katzav auch seinen Besuch bei Papst Johannes Paul II. wenige Tage vor Weihnachten. Der Papst habe großes Interesse an den Ereignissen im Nahen Osten gezeigt. Der Staatspräsident kritisierte auch die reichen arabischen Länder, ihren «Finger nicht erhoben» zu haben, um eine Lösung für das Flüchtlingsproblem zu finden. Große Mengen Geld würden für Terror ausgegeben, statt die Probleme Armut und Krankheiten anzugehen und den Lebensstandard zu heben.
Nuntius widerspricht «Hamas»-Gründer
Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hat dem Gründer der palästinensischen Terror-Organisation «Hamas», Scheich Yassin, widersprochen. Der Scheich hatte erklärt, den Staat Israel werde es spätestens im Jahr 2025 nicht mehr geben. Im Gespräch mit Radio Vatikan bekräftigte Erzbischof Sambi: «Israel hat ein Recht auf Existenz, auf Sicherheit und auf international anerkannte Grenzen - das letztere ist derzeit noch nicht der Fall. Aber auch die Palästinenser haben ein Existenzrecht, ein Recht auf ihre eigene Heimat, auf Sicherheit und auf anerkannte Grenzen - das letztere ist auch bei ihnen nicht der Fall. Frieden bedeutet gegenseitige Anerkennung, gegenseitige Akzeptanz, Respekt der internationalen Normen, der eingegangenen Verpflichtungen». Frieden könne nicht heißen, den einen oder den anderen auszulöschen, betonte der Nuntius, der zugleich auch Apostolischer Delegat für das ganze Heilige Land ist. Er habe genug Kontakte mit beiden Seiten, um zu sagen: «Die überwältigende Mehrheit beider Völker will aus der jetzigen Lage der Zerstörung, des Hasses, des Todes herauskommen».
Kathpress
31. desember 2002