US-Ordensmann verweist darauf, dass kein geregelter Universitätsbetrieb mehr möglich ist - «Panik und Unsicherheit» durch willkürliche Verhängung der Ausgangssperre - «Was in Bethlehem geschieht, ist ein nicht zu rechtfertigender Skandal»
Jerusalem, 13.1.03 (KAP) Die Katholische Universität Bethlehem hat die israelische Besetzung der Stadt als «Kollektivstrafe gegen Zivilisten» kritisiert. Die willkürlich verhängte Ausgangssperre mache es Studenten und Professoren praktisch unmöglich, das Semester zu Ende zu führen und Prüfungen durchzuführen, heißt es in einer Erklärung des Vizepräsidenten der Universität, Fr. Vincent Malham. Junge Palästinenser würden auf diese Weise erneut von höherer Bildung ausgeschlossen. Die vor drei Jahrzehnten auf Initiative des Vatikan gegründete Universität gilt als eine von wenigen hoffnungsvollen höheren Bildungseinrichtungen für Palästinenser.
In der Weihnachtszeit habe die israelische Armee wegen des internationalen Medieninteresses die Ausgangssperre gelockert, seither seien die Maßnahmen aber wieder verschärft worden, bedauerte der Vizepräsident. Täglich werde die Ausgangssperre zunächst für aufgehoben erklärt, dann willkürlich erneut verhängt; das erzeuge bei den Menschen «Panik und Unsicherheit». Ein geregelter Unterrichtsbetrieb sei ebenso wenig möglich wie Erwerbsarbeit; die Universität sei schwer in Mitleidenschaft gezogen, weil das Universitätsgelände jedes Mal nach Verkündigung der Ausgangssperre von Professoren, Studenten und Administrativpersonal geräumt werden müsse.
Der aus den USA stammende Ordensmann forderte die Weltöffentlichkeit auf, die Zivilbevölkerung von Bethlehem aus diesem «systematischen Würgegriff» zu befreien. Wörtlich stellte Fr. Malham fest: «Die Strafaktionen der israelischen Armee gegen schuldlose Palästinenser - Familien, Frauen, Schüler, Arbeiter - und die zerstörerischen Wirkungen dieser ständigen unmenschlichen Behandlung haben schreckliche Konsequenzen». Ein ganzes Volk werde gedemütigt. Das, was der Stadt Bethlehem und ihren Bewohnern geschehe, sei «ein nicht zu rechtfertigender Skandal». Fr. Malham verlangte für die Bewohner der Stadt das Recht auf Bildung, Bewegungsfreiheit und Arbeit.
Die israelische Armee hatte die Stadt im November erneut besetzt, nachdem ein palästinensischer Selbstmordattentäter aus Bethlehem in Jerusalem 13 Zivilisten getötet hatte. Die verhängte Ausgangssperre wird maximal für drei Stunden täglich aufgehoben.
Kathpress
13. januar 2003