Lösung des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern wird dadurch weiter verzögert
Jerusalem, 21.2.03 (KAP) Ein Irak-Krieg wird nach Einschätzung des lutherischen Bischofs von Jerusalem, Munib A. Younan, die Lösung des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern weiter verzögern. Durch einen Krieg gegen den Irak werde bei den Politikern der Nahost-Konflikt in den Hintergrund gedrängt. Solange es aber keine gerechte und friedliche Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes - dem zentralen Problem im Nahen Osten - gebe, werde es für die gesamte Region keinen Frieden, keine Sicherheit und keine Gerechtigkeit geben, sagte der Bischof bei einem Friedensgottesdienst in Jerusalem.
Younan erinnerte daran, dass alle christlichen Konfessionen - Altorientale, Orthodoxe, Katholiken und Protestanten - einmütig gegen einen Irak-Krieg seien. Die Kirchen im Nahen Osten wüssten aus eigener Erfahrung, was Zerstörung, Tod, Unterdrückung, Ungerechtigkeit bedeuteten. «Wir brauchen keinen Krieg, denn Krieg tötet unschuldige Menschen, besonders Kinder, Frauen und Alte, und er zerstört die Infrastruktur eines Landes. Vor allem aber zerstört der Krieg die Menschlichkeit», so der lutherische Bischof.
Auch seien derzeit nach Einschätzung der Kirchen noch nicht alle politischen und diplomatischen Mittel ausgeschöpft, um den Irak-Konflikt beizulegen. «Wir glauben, dass Gott den Menschen des 21. Jahrhunderts genügend Verstand gegeben hat, seine Krisen und Auseinandersetzungen mit der Macht der Logik, und nicht mit der Logik der Macht zu lösen», sagte Bischof Younan.
Die Politiker sollten ihre Energie und ihre knappe Zeit nicht dafür verwenden, Krieg und Zerstörung zu planen, sondern sich ihrer Verantwortung bewusst werden und das internationale Recht in allen Ländern ohne Ausnahme zum Durchbruch verhelfen. Dies würde auch für die Völker im Nahen Osten «Würde, Selbstbestimmung, Gleichheit und Versöhnung bringen».
Die christlichen Kirchen befürchteten zudem, dass ein Krieg gegen den Irak «als ein Krieg zwischen dem Westen und der muslimischen Welt interpretiert wird». Das könnte «religiösen und politischen Extremismus fördern». «Wir als palästinensische Christen wissen sehr wohl, dass dies kein religiöser Konflikt sondern ein Konflikt um Macht ist. Daher appellieren wir an die politischen Entscheidungsträger: Erspart dem Nahen Osten solche Erfahrungen!», sagte der Bischof.
Vor Jerusalem aus rufe man die internationale Gemeinschaft zudem auf, all das Geld, das in der Welt für Waffen, Zerstörung und Blutvergießen ausgegeben wird, stattdessen für Kampf gegen Armut, für Erziehung, Bildung und Projekte der Versöhnung einzusetzen. Das klinge angesichts des «lauten Schlages der Kriegstrommeln» vielleicht «naiv und unrealistisch», so Bischof Younan, «aber nur durch die Schaffung von Gerechtigkeit kann Friede und Sicherheit entstehen».
Kathpress
21. februar 2003