München-Bagdad, 20.3.03 (KAP) Das internationale katholische Hilfswerk «Kirche in Not/Ostpriesterhilfe» stellt 60.000 Euro als Soforthilfe für die irakische Bevölkerung bereit. Wie «Kirche in Not» in München mitteilte, wird das Werk durch enge Kontakte mit dem Apostolischen Nuntius in Bagdad, Erzbischof Fernando Filoni, laufend über die Lage im Land und die Notwendigkeiten der Hilfe informiert.
«Kirche in Not» werde auch zum Wiederaufbau nach Beendigung der Kampfhandlungen beitragen, heißt es in der Mitteilung. Seit 1998 habe das Hilfswerk die chaldäisch-katholischen und syrisch-katholischen Christen sowie die Apostolische Kirche des Ostens mit etwa 1,2 Millionen Euro unterstützt. «Wir tun alles, um das Christentum im Irak zu erhalten», sagte Klaus Wundlechner, Geschäftsführer des deutschen Zweiges von «Kirche in Not». Deshalb habe das Werk in den letzten Jahren vor allem Existenzhilfe für Priester und Ordensleute geleistet, die «die gerade jetzt so wichtige seelsorgliche und soziale Arbeit leisten».
Im Irak leben nach Schätzungen von «Kirche in Not» zwischen 600.000 und 800.000 Christen. Sie sind vor allem in Bagdad, Mossul und im kurdisch kontrollierten Norden des Landes konzentriert.
«Große Unsicherheit»
Die Christen im Irak hätten schon vor Beginn der Kampfhandlungen unter einer «großen Unsicherheit» gelitten, die Sorge um die Zukunft des Christentums im Zweistromland sei greifbar gewesen. Darauf hat Helmut Steindl, Direktor der Abteilung Projekte beim internationalen katholischen Hilfswerk «Kirche in Not/Ostpriesterhilfe» in Königstein, in einem Gespräch mit «Kathpress» hingewiesen. Viele Christen hätten Angst, dass sie in ihrem eigenen Land mit dem Westen gleichgesetzt würden und bei einer politischen Auflösung des Iraks zum Sündenbock in der Auseinandersetzung zwischen Muslimen und der westlichen Kultur würden.
Viele Christen hätten ihre Dörfer im Norden des Landes schon verlassen und seien in die Berge geflüchtet. Manche fürchteten auch einen erneuten Giftgasangriff des Regimes wie im Jahr 1988, bei dem damals auch 2.000 Christen ums Leben kamen. Mehr als die Hälfte der irakischen Christen lebt derzeit im Norden des Landes, die anderen vor allem in den großen Städten Bagdad und Basra, der Metropole des Südens.
Vor allem die arme christliche Bevölkerung dürfe jetzt nicht vergessen werden, meinte Steindl. Die anhaltende Emigration von Christen aus dem Irak habe besonders gut ausgebildete Menschen betroffen. Die Armen blieben meist im Land.
Das Christentum im heutigen Irak geht auf den Apostel Thomas zurück, der im Zweistromland von 42 bis 49 nach Christus das Evangelium verkündet hat. Die traditionelle Kirche des Landes ist die Apostolische Kirche des Ostens, die in der Literatur oft als «nestorianische Kirche» und heute auch als «Assyrische Kirche» bezeichnet wird. Die stärkste Position unter den Christen im Irak hat vor allem die chaldäisch-katholische Kirche mit dem Patriarchen von Babylon, Raphael I. Bidawid. Diese mit Rom unierte Kirche entstand im 16. Jahrhundert.
Kathpress
20. mars 2003