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Publisert 26. mars 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

«Pacem in terris», die vor 40 Jahren veröffentlichte Friedensenzyklika des selig gesprochenen Konzils-Papstes Johannes XXIII., ist heute so aktuell wie am Tag ihrer Veröffentlichung

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Vatikanstadt, 25.3.03 (KAP) «Da aber heute das allgemeine Wohl der Völker Fragen aufwirft, die alle Nationen der Welt betreffen, und da diese Fragen nur durch eine politische Gewalt geklärt werden können, deren Macht und Organisation und deren Mittel einen dementsprechenden Umfang haben müssen, deren Wirksamkeit sich somit über den ganzen Erdkreis erstrecken muss, so folgt um der sittlichen Ordnung willen zwingend, dass eine weltweite politische Gewalt eingesetzt werden muss»: 40 Jahre sind vergangen, seit Papst Johannes XXIII. (1958-1963) diese Worte schrieb. Seine Enzyklika «Pacem in terris» (Frieden auf Erden) vom 11. April 1963 sind das letzte Lehrschreiben, das der damals schon todkranke Papst als eine Art politisches Testament für die Menschheit veröffentlichte.

Wenige Wochen zuvor war die Kuba-Krise friedlich beendet worden, in deren Verlauf die Menschheit nur knapp an der Katastrophe eines Atomkriegs zwischen den USA und der Sowjetunion vorbeischlitterte. Der Papst hatte, wie die Geschichtsforschung erst später herausfand, wesentlich zu der glimpflichen Lösung des Konflikts um die Stationierung sowjetischer Atomraketen in der Karibik beigetragen. Der Schreck aus der Krise saß tief, und der greise Papst sah es als seine Pflicht an, der Menschheit den Weg zu weisen, um ähnliche Abgründe in Zukunft zu vermeiden.

Als erste Enzyklika der Kirchengeschichte wurde «Pacem in terris» denn auch nicht nur an die Hierarchie und die Gläubigen der katholischen Kirche, sondern an «alle Menschen guten Willens» adressiert. Ausdrücklich sprach sich der Papst für einen Dialog zwischen Katholiken und Nichtkatholiken im Interesse des Friedens aus. Erstmals entwickelte ein Papst eine umfassende Vision für die neue Weltordnung nach dem Ende der Nachkriegszeit. Johannes XXIII. legte angesichts der atomaren Überrüstung in Ost und West moralische Argumente für eine beiderseitige Abrüstung und für eine weltweit geachtete Friedensautorität vor. Er machte dabei einen großen Schritt auf die UNO zu, von der die katholische Kirche sich bis dahin fern gehalten hatte. Schon ein Jahr später wurde der Heilige Stuhl «Ständiger Beobachter» bei der Weltorganisation.

In der Enzyklika rechtfertigte sich Johannes XXIII. ausdrücklich für seine Öffnung gegenüber der UNO. Er schrieb, dass er sehr wohl die «von manchen zu Recht geäußerten Einwände» gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte kenne. Dessen ungeachtet sei diese als Schritt zur künftigen friedlichen Weltordnung zu betrachten. Und es sei zu wünschen, dass die UNO die notwendigen Mittel für die Erfüllung ihrer weltweiten Aufgabe erhalte. In den Tagen nach der Veröffentlichung hagelte es Kritik von der rechten Seite des politischen Spektrums, während linke und liberale Kommentatoren in aller Welt die Enzyklika bejubelten. Die Vatikanzeitung «L'Osservatore Romano» sah sich gezwungen, zehn Tage nach Veröffentlichung des Textes in einem ausführlichen Leitartikel die Enzyklika gegen den Vorwurf der allzu blauäugigen Friedensliebe («Irenismus») in Schutz zu nehmen und daran zu erinnern, dass auch schon Pius XII. in seinen Ansprachen den Weltkrieg verurteilt habe. Auch den Vorwurf, der Papst habe sich mit «Pacem in terris» und seinem Engagement für die UNO zu sehr auf die politische Ebene begeben, wies das Blatt zurück.

40 Jahre später ist die Friedensenzyklika so aktuell wie am Tag ihrer Veröffentlichung. Einige ihrer visionären Ziele wie das Ende der Rüstungsspirale und die weltweite Ächtung der Atomwaffen sind bis heute Prinzipien der päpstlichen Friedenspolitik. Und das Eintreten für eine wirksame Rolle der UNO als weltweiter Friedens-Garant hat Papst Johannes Paul II. in den vergangenen Monaten vor dem Hintergrund des Irak-Konflikts erneut zum Angelpunkt der vatikanischen Außenpolitik gemacht. Dabei kann er ohne Abstriche auf die Gedanken seines selig gesprochenen Vorgängers zurückgreifen, zumal dieser auch schon die Gefährdung der Welt-Autorität der UNO durch das allzu selbstgerechte Auftreten der Großmächte bedacht hatte. Dazu heißt es: «Würde dagegen diese allgemeine Autorität von den mächtigeren Nationen gewaltsam eingesetzt, wäre mit Recht zu fürchten, dass sie entweder nur den Interessen einiger weniger dienen oder von einer einzigen Nation abhängen würde, und so wären Kraft und Wirksamkeit ihres Handelns in Gefahr».

Kathpress
25. mars 2003

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