Düstere Bilanz zum Jahrestag des Beginns der dramatischen Besetzung und Belagerung der Geburtskirche
Jerusalem-Rom, 2.4.03 (KAP) Ein Jahr nach der dramatischen Besetzung und Belagerung der Geburtsbasilika in Bethlehem ist die Situation in der Geburtsstadt Jesu nach wie vor überaus ernst, betonte der Franziskaner-Obere des Heiligen Landes, P. Giovanni Battistelli, in einem Interview mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR. Die ständigen Ausgangssperren, aber auch die Errichtung einer Sperrmauer, durch die 60 christliche Familien vom Stadtgebiet abgeschnitten werden, hätten die Situation noch verschlimmert. Es mangle an Nahrungsmitteln und Medikamenten; die Demolierung zahlreicher Wohnhäuser durch das israelische Militär habe jetzt außerdem zu Wohnraummangel geführt.
Die Franziskaner-Kustodie hat daher ein Programm zur Errichtung von 36 Wohnhäusern für christliche Familien in Bethlehem gestartet. Am 12. April werden in Betfage die ersten 70 Wohnungen im neuen «Franziskus-Dorf» gesegnet. Ohne dieses Wohnbauprogramm wären zahlreiche christliche Familien zur Emigration gezwungen, sagte P. Battistelli. Als Hoffnungszeichen wertete der Franziskaner-Obere den bevorstehenden Besuch einer italienischen Bischofsdelegation unter Leitung des Generalsekretärs der Bischofskonferenz, Erzbischof Giuseppe Betori, im Heiligen Land. Die italienischen Bischöfe wollen von 22. bis 25. April Jerusalem, Bethlehem und Nazareth besuchen.
Auch Pater Ibrahim Faltas vom Franziskaner-Konvent bei der Geburtskirche berichtete im Gespräch mit Radio Vatikan von der schwierigen Situation der Christen in Bethlehem. Die monatelange Ausgangssperre, die erst im letzten Monat gelockert worden sei, habe schwere soziale Auswirkungen und verursache materielles und seelisches Leid der Menschen.
Vor einem Jahr - am 2. April 2002 - waren rund 200 teilweise bewaffnete Palästinenser auf der Flucht vor israelischem Militär in die frühchristliche Basilika über der traditionellen Geburtsstätte geflüchtet und dann 39 Tage von den Israelis lang belagert worden. Innerhalb des Belagerungsrings befanden sich als «Geiseln» auch die Franziskaner sowie Mönche des angrenzenden orthodoxen und des armenischen Klosters. Die Operation endete mit der Ausweisung von 13 mutmaßlichen Terroristen und der Abschiebung der bewaffneten Palästinenser in den Gaza-Streifen.
Kathpress
2. april 2003