Berlin, 3.4.03 (KAP) Befreiungstheologen und -philosophen haben den Irak-Krieg als «Überfall auf die Vernunft» und als Verrat am Völkerrecht und an grundlegenden Werten der Weltgemeinschaft verurteilt. In einer am Donnerstag in Aachen veröffentlichten Erklärung rufen sie «alle Menschen guten Willens» auf, sich für die Verurteilung jener einzusetzen, die den Krieg zu verantworten haben.
Die Erklärung der Zeitschrift «Concordia» wurde von den rund 150 Mitgliedern der Gesellschaft für Philosophie und Befreiung unterzeichnet. Dazu zählen unter anderen der in Spanien lebende Kulturphilosoph Raimon Panikkar, die Theologen Enrique Dussel (Mexiko) und Leonardo Boff (Brasilien) und der in Costa Rica lehrende deutsche Wirtschaftswissenschaftler Franz J. Hinkelammert.
Die Theologen und Philosophen vergleichen den 20. März 2003, den Tag des Kriegsbeginns, mit dem 11. September 2001. Beide Tage stellten eine Niederlage der Menschheit dar. Internationale Institutionen, die für das Zusammenleben der Völker fundamental wichtig seien, würden durch den Krieg entscheidend geschwächt. Der «Aggressionskrieg» der Alliierten sei ein «anmaßendes Hintergehen» des unauslöschlichen Wunsches nach Frieden, Dialog und Zusammenleben.
«Nach Alternativen suchen»
Die Unterzeichner rufen die philosophische Gemeinschaft auf, Widerstandskräfte zu mobilisieren. Es gehe darum, der weltweit wachsenden Resignation Alternativen entgegenzusetzen. Dazu gehöre es, möglichst rasch in Vorlesungen, Publikationen und Forschungsprojekten die Frage nach dem Frieden im Kontext des Krieges zur Perspektive jeder philosophischen Arbeit zu machen. Angeregt wird auch die Teilnahme an Initiativen zur Verstärkung einer kritischen, alternativen Weltöffentlichkeit. Zugleich regen die Theologen und Philosophen die Gründung eines weltweiten Netzwerkes von Intellektuellen und Künstlern an, die sich zur Verteidigung der Werte des Friedens, der Solidarität und der Gerechtigkeit verpflichten sollten.
Kathpress
3. april 2003