Berlin, 6.4.03 (KAP) Der Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, hält Boykottaktionen von US-amerikanischen Waren aus Protest gegen den Irak-Krieg «als Zeichen» für gut. Er glaube aber nicht, dass solche Aktionen wirklich die Mächtigen in den USA und Großbritannien erschüttern könnten, sagte Sterzinsky in einem Interview der «Sender Freies Berlin»-Sendung «Kirchplatz».
Auf Anfrage der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA betonte der Berliner Erzbischof, er habe in dem Interview nicht zu einem aktiven Boykott aufgerufen, sondern Verständnis für solche Aktionen geäußert. Er habe lediglich auf die Frage geantwortet, was er von Boykott-Aktionen halte, die Kinder und Jugendliche geplant hätten.
Scharfe Kritik aus der Politik
Mit seinem Verständnis für einen Boykott von US-Produkten ist der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky am Sonntag auf Kritik gestoßen. «Solch harter, emotional begründeter Anti-Amerikanismus ist hochgefährlich für unsere eigenen Arbeitsplätze», sagte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer der «Welt am Sonntag». Meyer sagte, es sei zu hoffen, dass der Aufruf zum «Wirtschaftskrieg» unüberlegt gewesen sei: «Kirchenleute waren immer dann besonders glaubwürdig, wenn sie sich für Ausgleich eingesetzt haben statt für Eskalation».
Die Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz, Martina Höhns, erklärte der Berliner «tageszeitung», Sterzinskys Meinung in dieser Sache sei seine «persönliche Meinung». Der oberste Laienvertreter in der Erzdiözese Berlin, Hans-Jürgen van Schewick, warnte im «Tagesspiegel» davor, das deutsch-amerikanische Verhältnis durch Aussagen wie die Sterzinskys zusätzlich zu belasten.
Gegen einen Warenboykott wandten sich auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, und die kirchenpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Christa Nickels.
Kathpress
6. april 2003