Lateinischer Patriarch wandte sich bei Pressekonferenz auch gegen Mufti el-Sabri
Jerusalem, 15.4.03 (KAP) Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, hat die andauernde Belagerung und Zerstörung palästinensischer Gebiete durch Israel scharf kritisiert. «Die palästinensischen Städte und Dörfer werden in große Gefängnisse verwandelt, in denen die menschliche Würde erniedrigt wird und wo das Töten einhergeht mit der Zerstörung von Eigentum», heißt es in der am Dienstag in Jerusalem veröffentlichten Osterbotschaft des Patriarchen.
Bei der Vorstellung des Textes bedauerte Sabbah vor Journalisten die anhaltende Abwanderung von Christen aus den palästinensischen Gebieten. Allerdings lägen ihm nur Zahlen aus Beit Sahour bei Bethlehem vor. Dort hätten etwa 90 Familien das Land verlassen. Insgesamt schätze er, dass von etwa 50.000 Christen in der Gegend von Bethlehem und Ramallah rund 2.000 seit Ausbruch der jüngsten Intifada ausgewandert seien.
Zum Irak-Krieg sagte Sabbah, dass nur «Frieden zu Frieden führen kann», wie es auch Papst Johannes Paul II. immer wieder sage. Es sei notwendig, den Terror zu bekämpfen, aber dieser Kampf müsse «mit einem Überdenken der eigenen Kriterien und Werte» beginnen, unterstrich der Patriarch. Ein erster Schritt zur Beendigung des Terrors müsse daher mit einer Analyse der möglichen Wurzeln des Bösen «in einem selber» beginnen. An alle Politiker appellierte der Patriarch, «ihr Verhalten zu ändern».
Weiter verurteilte Sabbah das von Jerusalems Mufti Ekrem el-Sabri kürzlich ausgesprochene Verbot für US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair, die Geburtskirche von Bethlehem zu betreten. Der Mufti repräsentiere «nur sich selbst», meinte der Patriarch. Bush und Blair, gleichgültig welche Politik sie machten, «bleiben für mich menschliche Wesen». Man müsse ihnen mit Respekt begegnen, ihnen allerdings auch klar sagen, «wo sie falsch liegen».
Kathpress
15. april 2003