Stuttgart, 20.4.03 (KAP) Der Irak-Krieg hat nach Ansicht des Tübinger katholischen Theologen Karl-Josef Kuschel «verheerende negative Konsequenzen» für den Dialog zwischen Islam und Christentum. Das Vertrauen sei auf muslimischer Seite weitgehend zerstört, sagte Kuschel, Vize-Präsident der Tübinger Stiftung «Weltethos», am Sonntag im Südwestdeutschen Rundfunk (SWR). Die christliche Seite müsse dafür sorgen, dass neuer Imperialismus das «zarte Pflänzchen interreligiöser Dialog» nicht abtöte.
Viele Muslime sehen sich nach Ansicht Kuschels in ihrer Befürchtung bestätigt, die christliche Vormacht werde sich wie zu Zeiten der Kreuzzüge verhalten. Sie hätten den Eindruck, «wieder einmal in die Defensive gedrückt und von der christlichen Supermacht an den Rand gespielt worden zu sein». Kuschel bemängelte, dass die Religionen der Welt «viel zu vereinzelt» auftreten. Der Theologe forderte einen «Weltrat der religiösen Führungspersönlichkeiten». Wäre ein solches Gremium in Bagdad zusammengetreten, wäre es nach Kuschels Worten «möglicherweise schwieriger geworden, diesen Krieg durchzuführen».
Kathpress
20. april 2003