Beirut, 1.5.03 (KAP) Der Leiter des Dokumentationszentrums für arabisch-christliche Studien in Beirut, der Jesuit P. Samir Khalil Samir, hat im Gespräch mit Radio Vatikan den bisherigen Irak-Auftritt der Amerikaner «im Namen der Demokratie» skeptisch beurteilt. Bisher hätten die Medien zwar von mehr Freizügigkeit in dem besiegten Land berichtet, aber das gelte auch für eine Freizügigkeit, die für die arabische Welt fremd oder gar anstößig sei, betonte P. Samir. Als Beispiel nannte der Jesuit Kinofilme mit erotischen Szenen, die jeder religiös eingestellte Muslim als Verstoß gegen Moral und Sitte empfinde. Gleichzeitig plädierte Samir für einen schnellen Abzug der westlichen Truppen aus dem Irak und Selbstbestimmung der Araber in der Region. Es habe keinen Sinn, den arabischen Völkern die Demokratie mit Gewalt beibringen zu wollen.
In islamisch geprägten Staaten werde ein stark westlich orientiertes System kaum Erfolg haben, meinte der Jesuit. Für Muslime sei es etwa unvorstellbar, dass es einen religiös neutralen Staat geben solle. Religion gehöre zu ihrer Kultur, daher könne man nicht einfach westliche Vorstellungen über Staat, Gesellschaft und Religionsfreiheit einführen. Die mehrheitlich muslimischen Länder müssten langsam und mit Augenmaß eine Form von Demokratie finden, die es bisher kaum gebe.
Kathpress
1. mai 2003