Jerusalem, 16.6.03 (KAP) Die beiden jüngsten vermeintlich spektakulären archäologischen Funde aus Israel sind einwandfrei Fälschungen. Das ergab eine Untersuchung der israelischen Altertumsbehörde, über die das israelische Fernsehen am Sonntagabend vorab berichtete.
Ein antiker Knochenkasten mit der Aufschrift «Jakob, Sohn des Josef und Bruder des Jesus» sollte der erste Beweis für die historische Existenz des Jesus von Nazareth sein. Eine Schrifttafel, die angeblich aus dem Salomonischen Tempel stammte, sollte die Existenz des so genannten Ersten Tempels belegen.
Beide archäologischen «Funde» aus dem Privatbesitz des Tel Aviver Sammlers Oded Golan machten im vergangenen Jahr weltweit Schlagzeilen. Die Untersuchung der Antikenbehörde soll in dieser Woche nach Übergabe an das Erziehungsministerium veröffentlicht werden.
«Unmögliche» Patina
Laut TV-Bericht prüften zwei Archäologen-Teams die Form der in den Stein geritzten hebräischen Buchstaben sowie die Patina. Letztere bildet sich durch Einflüsse von Witterung, Wasser und Mineralien, wenn steinerne Funde über Jahrhunderte in der Erde lagern. Nach Expertenmeinung konnte die Patinaschicht auf beiden Fundstücken «wegen der seit 2.000 Jahren im Land bestehenden Wasserverhältnisse unter keinen Umständen entstehen».
Golan sagte dem Sender, dass er den Ergebnissen der Untersuchung nicht glaube. Es müsse noch eine «unabhängige und objektive» Untersuchung im Ausland folgen.
Beim Transport zerbrochen
Der Knochenkasten war nach seiner «Entdeckung» im Keller des Sammlers zu einer Ausstellung nach Kanada geschickt worden und auf dem Weg zerbrochen. Auch die vermeintliche Tafel aus der Zeit des Königs Jehoasch zerbrach, als die Polizei sie in Golans Wohnung sicher stellte und zur Antikenbehörde brachte. Hätten sich beide Fundstücke als echt erwiesen, hätten sie einen Millionenwert.
Vom «Tempel Salomos» gibt es wegen mehrfacher Zerstörungen und Neubauten an gleicher Stelle im Laufe der vergangenen 3.000 Jahre bis heute keinen einzigen archäologischen Fund. Ausgrabungen auf dem Tempelberg, der seit der Eroberung Jerusalems durch Sultan Saladin im Jahre 1187 unter muslimischer Verwaltung ist, sind strikt untersagt.
Kathpress
16. juni 2003