Im regierungslosen Irak entführen mafiöse Banden Mädchen und Buben, um sie als Sexsklaven oder Drogenhändler einzusetzen
Bagdad, 7.7.03 (KAP) Im regierungslosen Irak entführen kriminelle Banden Mädchen und Buben, um sie als Sexsklaven oder Drogenhändler einzusetzen; es sei aber auch nicht auszuschließen, dass ihnen Organe entnommen würden. Diese gravierende Anklage erhebt der lateinische Erzbischof von Bagdad, Jean Sleiman. Sowohl der «Osservatore Romano» als auch der römische Ordenspressedienst VID haben die Vorwürfe des Erzbischofs publiziert.
In Bagdad habe es vor dem Krieg viele Waisenhäuser gegeben. Zwölf von ihnen seien jetzt vollkommen leer, so Sleiman. Wörtlich stellte der Erzbischof fest: «Hunderte Kinder sind entführt und an Sex-Unternehmer und Drogenhändler verkauft worden. Man kann sie auf der Straße sehen, wenn sie sich prostituieren oder Drogen verkaufen. Ich habe keine Beweise, ich kann keine Namen nennen, aber man braucht sich nur umzusehen...» Es genüge, die Schule vis-a-vis vom Lateinischen Ordinariat zu betrachten; die Eltern seien bewaffnet, wenn sie die Kinder im Auto zur Schule bringen oder wieder abholen. Denn mittlerweile sei in Bagdad bekannt, dass die «Boyhunter» und «Girlhunter» sich nicht mit Kindern aus Waisenhäusern begnügen, sondern sie auch von der Straße entführen.
Nach wie vor gebe es in Bagdad zu viele Waffen, bedauerte der Erzbischof. Die neue Mafia bediene sich dieser Waffen, es gebe keine anerkannte Autorität. Über das Problem der entführten Kinder werde aus «Scham und Angst» geschwiegen. Er wolle aber die Welt aufrütteln, so Sleiman.
Auch der chaldäisch-katholische Weihbischof Shlemon Warduni hat die mangelnde Sicherheit als die Hauptsorge der Kirche im Irak bezeichnet, wie die katholische Nachrichtenagentur «Zenit» berichtet. Ohne Sicherheit könne niemand arbeiten oder studieren. Auch der Mangel an Elektrizität und Medikamenten sei nach wie vor katastrophal.
Kathpress
7. juli 2003