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Publisert 15. juli 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Wiener Ärztin Eva-Maria Hobiger berichtet von katastrophalen Zuständen im Land: Kein Strom, kein Wasser, keine Medikamente - Christen geraten zunehmend unter Druck: Nach ersten Morden viele in ihrer Existenz bedroht

Wien, 10.7.03 (KAP) Von einer katastrophalen humanitären und sicherheitspolitischen Situation im Irak berichtete am Donnerstag die Wiener Ärztin Eva-Maria Hobiger, die in der südirakischen Stadt Basra das medizinische Hilfsprojekt «Aladins Wunderlampe» für krebskranke Kinder betreibt. Nach wie vor gebe es weder eine halbwegs funktionierende Infrastruktur noch eine staatliche Verwaltung, die diesen Namen verdiene, so Hobiger im Gespräch mit «Kathpress». Die Ärztin, die erst kürzlich aus dem Irak zurückgekehrt ist, hat für einige schwer kranke Kinder Behandlungsplätze in Österreich gefunden, doch die Kinder könnten aus dem Irak nicht ausreisen, weil sie keine Pässe haben. Hobiger: «Eine irakische Behörde, die Pässe ausstellt, gibt es nicht und die Amerikaner und Briten sagen nur, dass sie das nicht angeht. Die Menschen sitzen in einem einzigen großen Gefängnis».

Die Lebensbedingungen für die Bevölkerung seien unerträglich, so Hobiger weiter: «Weil die Stromversorgung noch immer nicht funktioniert, gibt es auch kein sauberes Wasser, keine Klimaanlagen oder auch keinen Kühlschrank. Man kann kein Essen aufbewahren bei diesen Temperaturen, in der Nacht hat es über 40 Grad». Die Leute würden das stark verschmutze und vergiftete Wasser aus den Flüssen trinken, Cholera- und Typhuserkrankungen würden dramatisch zunehmen und vor allem für chronisch Kranke gebe es keine Medikamente. Dabei wären in Bagdad große Vorräte vorhanden, die Verteilung sei aber völlig zusammengebrochen.

Hobiger: «Diese Situation demoralisiert die Menschen vollkommen». Trotz der Gräuel und Schrecken des Saddam-Regimes sehnten sich viele Iraker nach den früheren Verhältnissen. Unter der jungen gebildeten Bevölkerungsschicht gebe es eine enorm hohe Selbstmordrate, ärmere und einfache Leute würden zunehmend mit den radikalen islamischen Gruppierungen sympathisieren. «Wo früher Saddam-Bilder hingen, hängen jetzt Bilder von schiitischen Führern», so Hobiger.

Ordensfrau zusammengeschlagen

Besonders schlimm sei die Situation auch für die Christen im Land. Nach der Ermordung von Christen, die in ihren Geschäften auch Alkohol verkauften, sperrten in den vergangenen Wochen mehr als 300 Läden zu. Viele christliche Familien würden damit ihre Existenzgrundlage verlieren. Frauen, die kein Kopftuch tragen, würden angepöbelt, eine Ordensschwester in Bagdad sei kürzlich sogar in einem öffentlichen Bus zusammengeschlagen. Die Begründung: Die Christen seien Freunde der Amerikaner. All das habe es vor dem Krieg im Irak nicht gegeben, wie Hobiger betonte.

Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Basra, Gabriel Kassab, mit dem sie intensiv zusammenarbeite, habe die Kriegshandlungen gut überstanden, berichtete Hobiger. Kassab unterstütze die Not leidende Bevölkerung, so gut es gehe, mit Lebensmitteln und Medikamenten. Der eigene Kindergarten blieb aus Sicherheitsgründen bisher jedoch geschlossen. Die weiteren Einrichtungen der Kirche, ein Alterheim, das Waisenhaus und ein Behindertenheim, wurden geplündert, die Bewohner sind seither verschwunden. Hobiger: «Die Kinder kämpfen auf der Straße ums Überleben».

13-jähriger erschossen

Scharfe Kritik übte die Wiener Ärztin an den Amerikanern und Briten im Land. Während die Briten in Basra praktisch nicht präsent seien und die verschiedenen Hilfsorganisationen überhaupt nicht unterstützen würden, zeigten sich die Amerikaner in Bagdad zunehmend nervöser. Bei der kleinsten Irritation werde geschossen. Hobiger: «Kurz bevor ich abreiste, haben sie einen 13-jährigen erschossen, der auf einem Dach stand und ihnen verdächtig vorkam». Die Aggression gegen die Amerikaner in der Bevölkerung werde von Tag zu Tag stärker.

Sie selbst wolle bereits Ende Juli wieder nach Basra reisen, so Hobiger. Bei ihrem letzten Besuch konnte sie Medikamente im Wert von 300.000 Euro überbringen, als nächstes Projekt soll unter anderem im Mutter-Kind-Spital in Basra eine Blutbank aufgebaut werden.

Spenden für das Projekt «Aladins Wunderlampe»: Bank Austria- Creditanstalt Wien, Konto Nr. 0055-52880/03, BLZ 12.000, Kennwort «Kinder im Irak».

Kathpress
10. juli 2003

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