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Publisert 8. september 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Am 26. August 1978 kürten die Kardinäle in einem der kürzesten Konklaves der Kirchengeschichte den Patriarchen von Venedig, Kardinal Albino Luciani, zum Papst

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Vatikanstadt, 22.8.03 (KAP) Es war eines der kürzesten Konklaves der Kirchengeschichte, in dem der Patriarch von Venedig, Albino Luciani, am 26. August 1978 zum Papst gewählt wurde. Nach nur vier Wahlgängen stimmte in der Sixtinischen Kapelle bei hochsommerlichen Temperaturen eine überwältigende Mehrheit der anwesenden 111 Kardinäle für den bescheidenen Kardinal aus der Lagunenstadt. «Möge Gott euch diese Tat verzeihen», sagte der 65-jährige nach der Wahl.

Seine dünne Stimme verriet schon damals, dass das schwerste Amt der Kirche - er selbst bezeichnete es später als «ungeheure Last» und als «bedrückend» - auf viel zu schwache Schultern gelegt worden war. Die meisten Kardinäle ahnten damals nur, wie schlecht es um die Gesundheit des Mannes bestellt war, den sie vor allem wegen seiner gewinnenden pastoralen Art und seiner heiligmäßigen, demütigen Ausstrahlung gewählt hatten.

Der mächtigste Mann an der Seite des Vorgängers Paul VI., Kardinal Giovanni Bennelli, hatte die Zeit zwischen Papsttod und Konklave genutzt, um unter den Wählern breite Unterstützung für Luciani zu mobilisieren. Nach den zum Teil heftigen Auseinandersetzungen um den Kurs der katholischen Kirche in der Nachkonzilszeit erhofften sich viele von einem «unpolitischen», weder als fortschrittlich noch als konservativ geltenden Papst eine Phase der Stabilisierung.

Nur wenige waren bereit, der Idee von Kardinal Franz König zu folgen, der einen noch relativ unbekannten Kandidaten aus Polen, den Krakauer Kardinal Karol Wojtyla, befürwortete. Der Pole erhielt nur eine Handvoll Stimmen. Zu groß schien vor allem der großen Gruppe der italienischen Kardinäle das Risiko eines «Papstes aus einem fernen Land». Der damalige Kardinal von Turin, Michele Pellegrino, brachte es unmittelbar vor dem Konklave in einem vertraulichen Gespräch mit seinem damaligen Sekretär Gianni Gennari auf den Punkt: «Wenn wir uns nicht auf Luciani einigen, wird Kardinal Wojtyla Papst!» Gennari selbst hat dieses Gespräch unlängst, fast 25 Jahre nach der Wahl, in einem Zeitungsartikel publik gemacht.

In den ersten Tagen nach seiner Wahl erfüllte Luciani die auf ihn gesetzten Hoffnungen, sorgte aber auch für Unruhe, weil er eine Reihe von unerwarteten Neuerungen einführte. Die Massen elektrisierte er sofort - durch seine menschliche Art. Nach dem manchmal distanziert wirkenden Intellektuellen Paul VI. waren alle begeistert von diesem Lächeln, das vom Politiker bis zum Schulkind die Zuhörer eroberte. Als erster Papst der Geschichte gab er sich einen Doppelnamen, um zu signalisieren, dass er sowohl an die Herzlichkeit Johannes XXIII. als auch an die Bildung Pauls VI. anknüpfen wollte. Er brach mit jahrhundertealten Traditionen und verzichtete auf eine Krönungszeremonie ebenso wie auf die päpstliche Sänfte, die «sedia gestatoria». Als die Gläubigen protestierten, weil sie ihn bei den Audienzen nicht sehen konnten, benutzte er sie dann doch.

Labile Gesundheit

Nach den ersten, noch etwas steifen offiziellen Ansprachen schaffte der «lächelnde Papst» bald in seinen Reden das majestätische «Wir» ab, das die Päpste bis dahin gebraucht hatten. Dies alles tat er ohne große Ankündigungen, sondern mit gewinnender Selbstverständlichkeit und Bescheidenheit. Seine Sprache war so einfach und frei von kurialer Gestelztheit, das jeder sie verstand. Er durchbrach manche Tabus, und in seiner zweiten Generalaudienz am 13. September sprach er auch unverblümt über seine Gesundheit. «Als ich schon größer war, sagte meine Mutter zu mir: Als Kind warst du oft krank. Ich musste dich von einem Arzt zum anderen tragen, ganze Nächte habe ich an deinem Bett gewacht». Wenige Zuhörer begriffen in diesem Moment, dass der Papst nicht nur von einer fernen Vergangenheit sprach.

33 Tage nach seiner Wahl, in der Nacht zum 29. September, starb Johannes Paul I. Der überraschende Tod des populären Papstes und die zunächst widersprüchlichen vatikanischen Angaben über die Umstände, wie und von wem der Leichnam aufgefunden wurde, ließen sofort Gerüchte ins Kraut schießen. Jemand im vatikanischen Apparat habe ihn vergiftet, weil der neue Papst radikale Reformen durchführen wollte, so die These. Auch der damalige prekäre Zustand der von Finanzskandalen geplagten Vatikanbank gab den Gerüchten neue Nahrung. Aus den Spekulationen strickte der britische Autor David Yallop den Verschwörungs-Bestseller «Im Namen Gottes». Erst später konnten durch Aussagen des Leibarztes sowie durch das öffentliche Eingeständnis des Papstsekretärs, dass entgegen der offiziellen Version nicht er, sondern eine Ordensfrau den Leichnam gefunden hatte, den Spekulationen der Boden entzogen werden. Vervollständigt wurde das Bild durch Informationen von Angehörigen des Verstorbenen. Sie bezeugten, dass Luciani zeitlebens eine äußerst zerbrechliche Gesundheit hatte.

Die Tragik des «lächelnden» Papstes ist, dass er trotz seiner körperlichen Schwäche in einer schwierigen Zeit des Übergangs als Stabilisator und vielleicht auch als Platzhalter gewählt wurde. Die Wahl eines Herzkranken zum Papst in diesem Moment kam, wie der amerikanische Papstbiograf George Weigel später schrieb, einem Todesurteil gleich. Für das zweite Konklave des Jahres 1978 war das 33-Tage-Pontifikat von entscheidender Bedeutung: Als die Kardinäle erneut nach Rom reisten, standen sie unter dem Eindruck dieses Todes. Die Chancen für einen jungen Kandidaten aus Polen mit guter Gesundheit und klaren Vorstellungen waren drastisch gestiegen, auch wenn er zunächst noch immer nicht als mehrheitsfähig galt.

Kathpress
22. august 2003

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