Bagdad, 28.8.03 (KAP) Nach dem Attentat auf das UN-Hauptquartier in Bagdad wächst auch bei den im Irak arbeitenden Hilfsorganisationen die Unsicherheit. Anders als «Oxfam», die ihre internationalen Mitarbeiter am Mittwoch aus dem Land abzog, wolle die Caritas ihre Arbeit aber fortsetzen, sagte der zuständige Vertreter der katholischen Hilfsorganisation, Hanno Schäfer, am Donnerstag in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA in Bagdad.
Strategie der Caritas sei es, die Arbeit «so unsichtbar wie möglich» zu machen und etwa auf Logos an Autos oder auf Fahnen vor dem Büro zu verzichten. Für die Organisation arbeiten derzeit zwei Europäer und mehr als 150 einheimische Kräfte im Irak.
Laut Schäfer haben die Hilfsorganisationen in Bagdad ihre Treffen untereinander aus Sicherheitsgründen gestrichen, um kein Ziel für Attentate abzugeben. «Wir sind auf Telefonkontakte angewiesen und fühlen uns ein wenig isoliert. Viele Nachrichten kommen nur über den Umweg aus dem Ausland zu uns», berichtete er. Es gebe Gerüchte, dass die für das UN-Attentat verantwortliche Gruppe gedroht habe, künftig nicht nur gegen ausländische Hilfsorganisationen, sondern auch gezielt gegen deren irakische Mitarbeiter vorzugehen.
«Große Krise in Krankenhäusern ist vorbei»
Zur humanitären Lage sagte Schäfer, die große Krise in den Krankenhäusern sei vorbei. Es mangle aber dennoch an allen Ecken und Enden: im Gesundheitsbereich, bei Wasser und Strom. Das Ausmaß der Hilfsbedürftigkeit werde vielfach erst jetzt klar: «Nach und nach merken wir, dass beispielsweise in Bagdad 70.000 Menschen immer noch in Fabrikhallen hausen, weil sie aus irgendwelchen Gründen ihr Zuhause verloren haben». Die UNO habe beispielsweise das Abwassersystem in Bagdad untersucht und mehr als 2.000 Lecks gefunden. An vielen Stellen der Stadt fänden sich grünliche Wasserlachen; dies habe natürlich auch gesundheitliche Konsequenzen.
Der Caritas-Mitarbeiter kritisierte die Zusammenarbeit der amerikanischen und irakischen Stellen. Es gehe viel Zeit verloren, weil für humanitäre Zwecke die Zustimmung vieler verschiedener Behörden eingeholt werden müsse. Zwar versuchten die Hilfsorganisationen, bewusst unabhängig zu arbeiten. Ohne die Zustimmung der US-Besatzungsmacht gehe aber nichts, so Schäfer.
Kathpress
28. august 2003