Paris, 26.9.03 (KAP) Als Opfer eines spektakulären Euthanasie-Falles ist am Freitagmorgen im nordfranzösischen Boulogne der 21-jährige Vincent Humbert gestorben. Humbert war querschnittgelähmte. Er starb, nachdem seine Mutter der Infusionslösung ihres Sohnes ein starkes Schlafmittel beigemischt hatte. Vincent Humbert, der sich zunächst in einem tiefen Koma befunden hatte, sei tot, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit.
Die nach der Tat zunächst verhaftete Mutter Humberts war am Donnerstag von der französischen Justiz wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Sie konnte danach ihren Sohn besuchen. Die 48-jährige Frau hatte am Mittwoch der Infusionslösung das Schlafmittel beigemischt. Ärzte hätten die Tat jedoch bemerkt.
Vincent Humbert war vor der Tat stumm und fast blind. Er konnte aber durch Daumendruck mit der Außenwelt kommunizieren. Er hatte sich seine schweren Behinderungen vor drei Jahren bei einem Autounfall zugezogen.
Sprecher der Justiz sagten laut Rundfunkberichten, die Tat der Mutter werde von den zuständigen Behörden «zu gegebener Zeit» verfolgt werden. Der Anwalt der Frau begrüßte die «gelassene Reaktion» der Justizbehörden.
Humbert hatte über seinen Fall ein Buch veröffentlicht, das am Donnerstag erschien. Darin rief er die Leser dazu auf, nicht über seine Mutter zu richten, weil ihr Handeln «der größte Liebesbeweis der Welt» sei. Der Fall löste unmittelbar eine neue Debatte über Sterbehilfe in Frankreich aus.
Kathpress
26. september 2003