Bagdad, 9.10.03 (KAP) Die Christen im Irak sind unter den Augen der US-Truppen wachsenden Angriffen und Einschüchterungen durch islamische Fundamentalisten ausgesetzt. Wie der vatikanische Pressedienst «Fides» am Donnerstag berichtete, habe es gewalttätige Übergriffe auf chaldäische Christen im Irak gegeben. Dabei seien auch Tote zu beklagen gewesen. So sei Anfang Oktober in Mossul ein chaldäischer Katholik durch einen Sprengstoffanschlag auf sein Lebensmittelgeschäft, in dem auch alkoholische Getränke angeboten wurden, getötet worden.
«Fides» zitierte den chaldäisch-katholischen Priester Nizar Seeman mit den Worten: «So lange die provisorische Regierung derartige Übergriffe toleriert, werden noch viele Schuldlose ums Leben kommen». Seeman warf muslimischen Gruppe vor, ihr fundamentalistisches Verständnis des Islam gewaltsam durchsetzen zu wollen. Die Christen im Irak seien über den starken Zulauf zu solchen Gruppierungen sehr besorgt.
Gerade unter den Sunniten setze sich die wahabitische Richtung durch, die von Saudiarabien finanziert werde. Besonders arbeitslose Jugendliche würden leicht zur Beute extremistischer Bewegungen, so der Priester.
Unter den chaldäischen Katholiken kursiert die Vermutung, dass die US-amerikanische Politik im Irak von Persönlichkeiten in Washington beeinflusst wird, die insgeheim zum Islam übergetreten sind, sich nach außen aber nicht als Muslime zu erkennen geben. Diese Version hatte bereits in den siebziger Jahren im Libanon viele Anhänger. Orientalische Christen verweisen in diesem Zusammenhang auf die seit den Anfängen des Islam übliche Praxis der «takija», der «Verstellung» in religiösen Fragen, um der Sache des Islam zu dienen.
Kathpress
9. oktober 2003