Jerusalem, 16.10.03 (KAP) In Bethlehem gehen die Gasvorräte zur Neige. Das berichtete der deutsche Karmeliterpater Rainer Fielenbach am Donnerstag nach Gesprächen mit dem Vize-Gouverneur des Bezirks, Esmail Farag. Grund sei ein Ende September von der israelischen Regierung verhängtes Lieferverbot für Gasflaschen. Für viele Familien und Institutionen, auch die Krankenhäuser in der Geburtsstadt Jesu, gebe es damit kaum noch ein Möglichkeit zu kochen oder warmes Wasser zu bereiten.
Der Vize-Verwalter teilte nach den Worten Fielenbachs zudem mit, dass im Bezirk Bethlehem 17 Patienten von Dialyse abhängig seien. Die entsprechenden Geräte seien aber derzeit nicht einsatzfähig, da die notwendigen Wartungsinstrumente nicht von Jerusalem herübergeschafft werden dürften.
Der Pater zitierte ortsansässige Ordensfrauen, die eine Gleichgültigkeit der Christen in der Welt gegenüber dem Schicksal Bethlehems feststellen: «Die Christen im Ausland haben uns verraten. Wir sind vergessen».
Armee: Autobomben mit Gasflaschen
Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers geht die Gasknappheit in Bethlehem auf eine Übereinkunft zwischen Israel und der palästinensischen Behörden zurück. Tatsächlich sei die Lieferung von Butangas gestoppt worden, bestätigte der Sprecher am Donnerstag auf Anfrage. Allerdings hätten die palästinensischen Sicherheitsbehörden der Maßnahme zugestimmt.
Den Angaben zufolge forderten die Israelis bei der Übergabe von Bethlehem in palästinensische Sicherheitshoheit, künftig zum Heizen keine Butangasflaschen zu verwenden, da diese häufig als Bestandteile von Autobomben benutzt würden. Die Palästinenser hätten versichert, alternative Möglichkeiten zu finden, um die Bevölkerung mit Koch- und Heizgas zu versorgen. Auf Grund dieser Übereinkunft liege die Versorgung der Bevölkerung mit Koch- und Heizgas allein in der Verantwortung der Autonomiebehörde, so der Armeesprecher.
Kathpress
16. oktober 2003