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Publisert 12. november 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Vatikanstadt-Bagdad, 29.10.03 (KAP) Die Synode der mit Rom unierten chaldäisch-katholischen Kirche soll Anfang Dezember im Vatikan einen neuen Anlauf zur Patriarchenwahl unternehmen. Papst Johannes Paul II. habe das 21 Bischöfe zählende Gremium für den 2. und 3. Dezember in den Vatikan berufen, teilte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls am Mittwoch mit. Bei diesem Treffen soll ein Nachfolger für den verstorbenen Patriarchen Raphael I. Bidawid bestimmt werden.

Patriarch Raphael I. Bidawid war am 7. Juli verstorben; Ende August hatte sich die Synode in Bagdad versammelt, um einen neuen Patriarchen zu wählen, doch sämtlich Wahlgänge verliefen ohne Ergebnis. Unter den Synodalen herrschten tiefgehende Auffassungsunterschiede über den künftigen Kurs der Kirche, die ihren historischen Schwerpunkt im heutigen Irak hat.

Durch die kontinuierliche Auswanderungsbewegung seit Beginn des 20. Jahrhunderts leben aber heute in der Diaspora - vor allem in den Vereinigten Staaten - fast genau so viele chaldäisch-katholische Christen wie in der einstigen Heimat. In einigen nordamerikanischen Städten wie Detroit oder San Diego gibt es ganze chaldäisch geprägte Viertel.

Der chaldäische Bischof der nordsyrischen Metropole Aleppo, Antoine Audo, schien zunächst der aussichtsreichste Kandidat zu sein. Er erhielt aber nur 12 von 20 Stimmen; für die Wahl zum Patriarchen hätte er 14 Stimmen benötigt, da das orientalische Kirchenrecht Zweidrittelmehrheit vorsieht. Nach Angaben aus Kirchenkreisen wurde gegen Audo - der aus dem Jesuitenorden kommt - ins Treffen geführt, dass er zu «lateinisch» geprägt sei und dass er das in der Umgebung von Mossul auch noch im Alltag gesprochene ostaramäische Idiom nicht beherrscht.

Auch zwei Bischöfe aus der amerikanischen Diaspora hatten Chancen - Bischof Sarhad Jammo, der die chaldäische Diözese «St. Peter the Apostle of San Diego» leitet, und Bischof Ibrahim Namo Ibrahim, dessen Sitz den Titel «Saint Thomas the Apostle of Detroit» trägt. Die beiden Bischöfe haben zwar keine «latinisierenden» Tendenzen, sondern stehen gerade in den USA fest auf dem Boden der ostsyrischen Tradition. Sie sind beide im Irak geboren, aber als naturalisierte «Amerikaner» bestehen gegen sie bei den Chaldäern in der Heimat Vorbehalte. Denn die Chaldäer hatten dem Baath-Regime wegen seiner säkularen Tendenz einiges abgewinnen können, während sie jetzt befürchten, vom sogenannten «Westen» aus Gründen des politischen Kalküls einem mehr oder minder islamistischen Regime ausgeliefert zu werden.

Die Probleme bei der Patriarchenwahl haben beim chaldäisch-katholischen Klerus im Irak Bitternis ausgelöst. «Gerade in dieser Zeit der Unsicherheit würde unsere Kirche eine klare spirituelle Führung brauchen, die auf der Höhe der Zeit ist», heißt es im Klerus.

Kirche des alten Perserreichs

Die chaldäisch-katholische Kirche ist der unierte Zweig der Kirche des alten Perserreichs. Die Apostolische Kirche des Ostens - früher fälschlich oft als «nestorianische» Kirche bezeichnet - hatte sich außerhalb der römischen Reichsgrenzen entwickelt und war vor allem aus politischen Gründen zur Reichskirche auf Distanz gegangen. Im sassanidischen Persien vor der islamischen Invasion kam es zwar immer wieder zu blutigen Christenverfolgungen, trotzdem ging die Christianisierung Mesopotamiens und des westlichen Iran rasch voran. Der Patriarch der Apostolischen Kirche residierte in der Doppelstadt Seleukia-Ctesiphon unweit des heutigen Bagdad, wo auch der Shahan-Shah seinen Sitz hatte.

Auch nach der islamischen Invasion breitete sich die Apostolische Kirche des Ostens weiter aus - bis nach Zentralasien, in die Mongolei, nach China und Japan. Der Patriarch zählte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten am Hof des Kalifen in Bagdad. Erst die blutig-bürokratische Christenverfolgung unter Timur-Lenk («Tamerlan») beendete die Blütezeit der Kirche, die fortan auf Mesopotamien und Kurdistan beschränkt blieb. Im 16. Jahrhundert kam es zu einer Unionsbewegung, weil ein Teil der Bischöfe das System der erblichen Patriarchenwürde (vom Onkel auf den Neffen) nicht mehr akzeptieren wollte. Aus dieser Unionsbewegung entstand die chaldäisch-katholische Kirche.

Die kulturellen Leistungen der Apostolischen Kirche des Ostens, die das Wissen der Antike an den Islam weiterreichte, werden erst heute von der historischen Forschung gewürdigt.

Kathpress
29. oktober 2003

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