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Publisert 12. november 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Beiruter Jesuit P. Samir berichtet bei Tagung in Wien über verstärkte Unterdrückung und Schikanierung der Christen vor allem seit dem Irak-Krieg - Zukunftschancen der Kirchen liegen in ihrer Funktion als «Brücke» zwischen Ost und West und zwischen Judentum und Islam

Wien, 4.11.03 (KAP) Ein vorwiegend düsteres Bild der Situation der Christen im Nahen Osten zeichnete der aus Beirut stammende Jesuit P. Samir Khalil Samir am Montag in Wien. Im Rahmen einer Kurztagung über die christlichen Kirchen im Nahen Osten sagte Samir: «Die Situation der christlichen Kirchen ist schlimm - und sie wird immer schlimmer». Nicht nur weisen die Mitgliedszahlen aller Kirchen im Nahen Osten durch die Emigrationsbewegung seit Jahren eine rückläufige Tendenz auf, es komme auch noch eine verstärkte Unterdrückung und Schikanierung der Christen vor allem seit dem Irakkrieg hinzu. Als eine Ursache benannte P. Samir die pro-israelische Haltung einzelner christlicher Kirchen in Europa und Nordamerika sowohl während des Krieges als auch in der weiterhin andauernden Konfliktsituation: «Die Christen im Orient zahlen nun dafür», so der Jesuit, der zugleich aber auch seiner Hoffnung Ausdruck gab, dass es für die Christen doch noch eine gesicherte Zukunft geben werde.

Unter dem Stichwort «Re-Islamisierung» konkretisierte P. Samir die Gefährdung der Kirchen: Was mit der Vision eines «erneuerten Islam» in den siebziger Jahren begann, habe sich mittlerweile zu einer von handfesten Machtinteressen gesteuerten Bewegung, dem «Islamismus», gewandelt. Arbeitswelt, Kultur und Gesellschaft - alles sei fest in muslimischer Hand und damit für Christen potenziell unzugänglich oder sogar gefährlich. Die Folge sei die zunehmende Schwächung der christlichen Kirchen durch verstärkte Emigration in die USA, nach Kanada und Australien.

Dennoch sei die Situation für die Christen nicht ausweglos, und es sei sogar unbedingt notwendig, dass die Kirchen im Nahen Osten weiterhin eine gewisse Rolle spielen, so Samir. Abgesehen davon, dass der Nahe Osten die Urheimat des Christentums sei, in der von den Evangelien bis zur Theologie und Kunst alles entstanden ist, was das Christentum ausmacht, hätten die Kirchen vor allem eine wichtige «Brückenfunktion». Das orientalische Christentum stehe immer zwischen zwei Welten: der östlichen und der westlichen, zwischen Judentum und Islam. So sei die christliche Identität der Kirchen im Orient niemals eine Identität gewesen, die sich auf Stärke und Macht gründen konnte, sondern immer eine «Identität einer be- und häufig auch getretenen Brücke». Dieses «Zwischendasein» beschreibe, so Pater Samir, am besten die Situation. Notwendig sei jedoch eine profilierte christliche Identität. Diese gelte es zu formulieren und auszubauen, jedoch nicht in bloßer Abgrenzung vom anderen, sondern im ökumenischen Bemühen, «die Wahrheit in Liebe zu suchen».

P. Samir Khalil Samir SJ lehrt an der Universität St. Joseph in Beirut und am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom. An der Universität St. Joseph gründete er das CEDRAC, ein Forschungsinstitut für arabisch-christliche und christlich-muslimische Studien, das er bis heute leitet. Die Tagung «Auftrag und Zukunft der christlichen Kirchen im Nahen Osten» wurde von der Stiftung «Pro Oriente», der «Kontaktstelle für Weltreligionen» sowie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien veranstaltet.

Kathpress
4. november 2003

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