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Publisert 12. november 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Sr. Emmanuelle begann nach ihrer Pensionierung als Lehrerin «höherer Töchter» 1971 mit ihrem Einsatz für bessere Lebensbedingungen für die Müllsammler am Rand der ägyptischen Hauptstadt

Kairo, 10.11.03 (KAP) Die «Mutter der Müllmenschen» von Kairo, Schwester Emmanuelle, vollendet am 16. November ihr 95. Lebensjahr. Sr. Emmanuelle, Angehörige des Ordens von «Notre Dame de Sion», hat 1971, nach ihrer Pensionierung als Lehrerin, in den Slums von Kairo ein neues Leben begonnen. Sie hat dort mit den «Müllmenschen» - den zumeist koptischen Abfallsammlern und -verwertern der ägyptischen Hauptstadt - gelebt und mehrere «Sozialzentren» mit Krankenhäusern und Schulen aufgebaut. Seit 1985 half sie auch im Sudan, seit 1987 im Libanon.

Sr. Emmanuelle wurde 1908 als Madeleine Cinquin - so ihr bürgerlicher Name - in Brüssel als Tochter einer belgischen Mutter und eines französischen Vaters geboren. Mit 20 Jahren trat sie in die Ordensgemeinschaft «Notre Dame de Sion» ein und studierte französische Literatur, Philosophie und Theologie in Istanbul und an der Sorbonne in Paris. Anschließend unterrichtete sie in den Schulen ihres Ordens in der Türkei, in Tunesien und Ägypten 40 Jahre Kinder vor allem begüterter Eltern.

1971 beendete sie ihre Unterrichtstätigkeit und übersiedelte in die Müllsiedlung «Ezbeth-El-Nakhl», in einen Ziegenstall, um dort das Leben der «Müllmenschen» zu teilen. Sie zog ihr Ordenskleid aus und trug in der Folge nur noch einen blauen Nylonkittel und ein einfach geknotetes Kopftuch, das ihr Markenzeichen wurde. Die traditionelle Abfallsammlung in Kairo begann etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Dorfbewohner aus Oberägypten auf der Suche nach Arbeit in die Hauptstadt kamen. Gegen eine geringe Gebühr sammelten sie Hausmüll, den sie nach verwertbaren Stoffen trennten. Der sortierte Müll wurde dann weiterverkauft, als Viehfutter oder Brennstoff. Der nicht verwertbare Müll wurde auf offenen Müllkippen verbrannt.

Heute werden die Müllsammler - an die 50.000 Menschen - abschätzig «Zaballin» (Misthaufen) genannt. Der wiederverwertbare Müll wird heute an lokale Händler verkauft, die ihn an große Produktionsstätten weiterverkaufen. Die «Zaballin» haben sich in sieben verschiedenen «Ghettos» rund um Kairo angesiedelt, eines davon ist Ezbet-El-akhl. In der dortigen Müllsammlergemeinschaft leben heute 670 Familien, rund 6.000 Menschen, die täglich 650 Tonnen Abfall in Kairo sammeln, transportieren, sortieren und wiederverwerten.

Ihre Arbeit setzt den «Zaballin» zu: Sie zerschneiden sich die Finger an spitzen Scherben, holen sich Hepatitis, weil sie sich mit gebrauchten Spritzen stechen, und Lungenkrankheiten vom beißenden Qualm, der ihre Häuser ständig umhüllt. Für sie schuf Sr. Emmanuelle eine ärztliche Versorgung, baute eine Schule, eine Mütterberatungsstelle, einen Sportplatz und ein Erholungszentrum sowie Abfallwiederverwertungseinrichtungen. Sie versucht, diesen Menschen ohne Hoffnung auf Zukunft ihr Selbstbewusstsein wiederzugeben, damit sie aus eigener Kraft ihr Leben können.

Anfang der neunziger Jahre übergab Sr. Emmanuelle die Leitung ihres Werkes an ihre langjährige enge Mitarbeiterin Schwester Sara, eine Ägypterin, doch bis heute setzt sie sich für die Müllmenschen ein. In ihrer Heimat Frankreich gehört Schwester Emmanuelle seit vielen Jahren zu den beliebtesten Persönlichkeiten.

In Österreich hat sich vor allem die Pfarre Graz-Ragnitz um die Förderung der Arbeit von Sr. Emmanuelle verdient gemacht. Bereits seit 1979 ist in dieser Pfarre das österreichische Hilfswerk für Sr. Emmanuelle beheimatet, geleitet von Hannelore Bayer (8047 Graz, Berliner Ring 5, Tel. 0316/301.931).

Kathpress
10. november 2003

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