Jerusalem, 25.12.03 (KAP) Das Weihnachtsfest im Heiligen Land stand auch in diesem Jahr wieder im Schatten des Nahostkonflikts. In Bethlehem standen Aufrufe zur Versöhnung und Kritik am israelischen «Sicherheitszaun» im Mittelpunkt der Weihnachtsansprachen. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Situation der Stadt feierten einige hundert ausländische Pilger und tausende einheimischer Christen und Muslime den ganzen Tag über den Geburtstag Jesu.
Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, forderte eine «Umkehr der Herzen» angesichts des anhaltenden Konflikts und der «menschenunwürdigen Lebensbedingungen» vieler Palästinenser. Sabbah erinnerte an die israelischen und palästinensischen Todesopfer der vergangenen drei Jahre. Die Israelis hätten das Recht, ohne Angst zu leben. Aber auch die Palästinenser müssten frei in ihrem eigenen Land leben können. Der israelische «Sicherheitszaun» vertiefe und verlängere die Konfrontation, sagte der Patriarch und beklagte Enteignungen und materielle Gewalt.
Gebet für Arafat
Ausdrücklich rief Sabbah, der am Dienstag in Ramallah mit Arafat zusammengekommen war, zum Gebet für den Palästinenserpräsidenten, für politische Gefangene und die politisch Verantwortlichen im Heiligen Land auf. Der lutherische Pfarrer Mitri Raheb beklagte im internationalen Gottesdienst der evangelischen Kirche die «brutale Wirklichkeit» in Bethlehem. Israel errichte eine ideologische und wirtschaftliche Mauer um die Palästinenser; viele Menschen seien dadurch von ihren Feldern, von Gesundheitsversorgung und Schulen abgeschnitten.
Den ganzen Tag über hatten auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche und in den Gassen der Altstadt Einheimische und einige Ausländer gefeiert. Über dem Platz hingen neben einem großen Foto Arafats englischsprachige Transparente wie «Macht Bethlehem nicht zu einem Ghetto» oder «Das Heilige Land braucht nicht Mauern, sondern Brücken - Johannes Paul II.». Trotz der Ankündigung der Stadtverwaltung, keine großen öffentlichen Feiern zu organisieren, sangen einheimische Chöre auf einer Bühne Weihnachtslieder.
Neues Portal für Katharinenkirche
Die katholische Katharinenkirche in Bethlehem, aus der jedes Jahr an Heiligabend die Mitternachtsmette in alle Welt übertragen wird, hat an Heiligen Abend ein neues Portal bekommen. Es erinnert an den Besuch von Papst Johannes Paul II. am Geburtsort Jesu im März 2000. Die knapp 2,50 Meter hohe Bronzearbeit zeigt den Papst, der auf eine Darstellung der Geburt Jesu schaut.
Die Tür ist ein Geschenk der Diözese Verona an die Katharinenkirche. Das Portal wurde von Papst Johannes Paul II. gesegnet. Es soll die Bedeutung des Weihnachtsgeschehens für Versöhnung und Verständigung hervorheben. Die Franziskaner errichteten die Katharinenkirche 1881 über den Resten einer Vorgängerbaus aus der Kreuzfahrerzeit.
Kathpress
25. desember 2003