Begegnung Johannes Pauls II. mit den Großrabbinern Metzger und Amar - «Offizieller Dialog ist ein Zeichen großer Hoffnung»
Vatikanstadt, 16.4.04 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat bei einer Audienz für die Großrabbiner Israels alle Katholiken und Juden zum gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung unter den Völkern aufgerufen. Der jüdisch-christliche Dialog sei ein vorrangiges Anliegen seines bislang 25-jährigen Pontifikats, betonte Johannes Paul II. am Freitag bei einer Begegnung mit dem aschkenasischen Großrabbiner Yona Metzger und dessen sephardischem Amtskollegen Schlomo Mosche Amar im Vatikan. Dazu gehörten ein immer besseres gegenseitiges Verständnis, Respekt und Zusammenarbeit. Als ein «Highlight» seiner Amtszeit bezeichnete der Papst seine Jubiläums-Pilgerreise ins Heilige Land und die intensiven Gedenk- und Gebetsmomente in der Holocauststätte Yad Vashem und an der Klagemauer. Die beiden Rabbiner nehmen am Samstagabend an einem interreligiösen Versöhnungs-Konzert in der vatikanischen Nervi-Halle teil.
«Der zwischen der katholischen Kirche und dem Oberrabbinat von Israel eingerichtete offizielle Dialog ist ein Zeichen großer Hoffnung», sagte der Papst in seiner kurzen Ansprache: «Wir müssen mit allen Mitteln gemeinsam am Aufbau einer Welt von Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung unter den Völkern arbeiten». Die beiden Rabbiner waren begleitet von Oded Wiener, dem Generaldirektor des Großrabbinats.
Sorge um Antisemitismus
Besorgt äußerten sich die beiden Großrabbiner bei der «historischen Begegnung» mit dem Papst über die neuerliche Ausbreitung des Antisemitismus, heißt es in einem Kommunique der israelischen Vatikan-Botschaft. Antisemitismus und jede Form von Rassismus sei eine «Sünde gegen Gott und die Menschheit», betonten die Rabbiner und zitierten damit eine frühere Äußerung des Papstes. Christen und Juden müssten gemeinsam dafür eintreten, dass es «unter Christen keine Antijudaismus gibt und unter Juden keine antichristlichen Gefühle», erinnert das Kommunique an eine Rede des Papstes bei seiner historischen Heilig-Land-Reise im Jahr 2000.
Die Rabbiner hätten den Papst gebeten, seinen Einfluss angesichts der wachsenden Welle des Terrorismus geltend zu machen, der Schuldlose treffe und «die Versöhnung aufs Spiel setzt». Sie dankten ihm, dass es in der katholischen Kirche jetzt einen besonderen «Tag des Judentums» am 17. Jänner gibt. Zugleich baten sie den Papst, sein moralisches Gewicht für die Freilassung von Kriegsgefangenen und die Klärung des Schicksals verschwundener israelischer Soldaten geltend zu machen.
Als Geschenk, so das Kommunique, überreichten die Rabbiner dem Papst einen «Chanukkah-Leuchter aus Jerusalem, der für drei Religionen Heiligen Stadt, ein Symbol der Hoffnung auf Frieden für die gesamte Menschheit». Nach der Begegnung mit dem Papst machten die israelischen Großrabbiner einen Besuch in der Vatikanischen Bibliothek, wo ihnen wertvolle alte Dokumente und Handschriften gezeigt wurden.
Kathpress
26. januar 2004