Jerusalem, 28.1.04 (KAP) Als «schreckliches Zeichen von Angst und Verzweiflung» hat der Ehrenprimas der anglikanischen Weltgemeinschaft und Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, den neuen israelischen «Sicherheitszaun» bezeichnet. Von der Absperrung seien alle Menschen und alle Gemeinschaften des Heiligen Landes bedroht, betonte Williams am Dienstagabend bei einem ökumenischen Gottesdienst in der anglikanischen Kathedrale von Jerusalem.
Die «Mauer» werde von vielen Menschen als Beweis dafür gesehen, dass eine Gemeinschaft der anderen den Rücken kehre und dass es keine Hoffnung mehr auf eine gemeinsame Lösung und «einen wirklich gemeinsamen Frieden gibt», so der Erzbischof. Die beiden benachbarten Gemeinschaften müssten in jeweils ihrem Bereich «eine echte zivile Gesellschaft aufbauen, wo Gesetz und Menschenrechte absolut ernst genommen werden», betonte Williams. Es reiche nicht, nur der Gewalt eine Absage zu erteilen und internationale sowie nationale Friedensbemühungen zu stärken. Vielmehr müsse Menschen dort, wo sie leben, Freiheit und Mitverantwortung gegeben werden.
Williams war am Montag zu einer mehrtägigen Nahost-Reise zunächst in Jordanien eingetroffen. In Israel stehen auch Gespräche mit Staatspräsident Moshe Katzav und mehreren Ministern auf dem Programm.
Auch Kritik von «Pax Christi»
Die deutsche Sektion der katholischen Friedensbewegung «Pax Christi» bekräftigte am Mittwoch ihre Kritik an der Trennungsmauer zwischen Israel und dem Westjordanland. Zugleich forderte «Pax Christi» am Mittwoch in Bad Vilbel den deutschen Außenminister Joschka Fischer auf, den Internationalen Gerichtshof in Den Haag bei der Erstellung eines Gutachtens zu dem israelischen Mauerbau zu unterstützen.
Für den Bau der Mauer sei in großem Ausmaß Landbesitz palästinensischer Familien enteignet und Privateigentum zerstört worden, so «Pax Christi». Die Härten, die solche Maßnahmen für die Zivilbevölkerung bedeuteten, seien nicht durch militärische Erfordernisse gerechtfertigt. Als Handlungen einer Besatzungsmacht seien sie daher unverhältnismäßig und stellten eine Verletzung des humanitären Völkerrechts dar.
Kathpress
28. januar 2004