Washington, 29.1.04 (KAP) Als «erschreckend» hat der US-amerikanische Weihbischof Thomas Gumbleton (Detroit) die Zustände im Irak bezeichnet. Er sei «schockiert und entmutigt» von seiner jüngsten Reise zurückgekommen, sagte der Vorsitzende der US-amerikanischen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung «Pax Christi». Die Bedingungen seien sowohl für das irakische Volk als auch für die dort stationierten US-Truppen furchtbar. Die Menschen im Irak hätten kaum ausreichend Nahrungsmittel, und die Arbeitslosigkeit liege bei rund 60 Prozent, so Gumbleton. Die Bevölkerung fühle sich zudem «gedemütigt und degradiert».
Aber auch die Lage der US-Soldaten sei schlimm, so Gumbleton. Viele wüssten nicht, was sie eigentlich im Irak sollten. Zudem seien sie täglich in der Gefahr, getötet zu werden. «Sie sprechen die Sprache nicht, sie verstehen nicht einmal, wenn sie jemand vor einer Autobombe warnt», erklärte der Bischof.
Die Kosten von rund einer Milliarde US-Dollar täglich für den Militäreinsatz im Irak sollten nach Ansicht Gumbletons für den Wiederaufbau des Landes verwendet werden. Es müsse dringend auf die Regierung in Washington eingewirkt werden, die US-Truppen heimzuholen und dem irakischen Volk den Weg in die Zukunft zu ermöglichen. Daran sollten sich auch andere Nationen beteiligen.
«Ohne Ausnahme sagen die Menschen im Irak, dass die Situation derzeit schlimmer sei als vor dem Krieg», betonte der Bischof. Viele hätten weder Strom noch Wasser noch Telefon. Wenn US-Zivilverwalter Paul Bremer und andere Offizielle von wesentlichen Verbesserungen sprächen, so treffe das nur auf das «Traum-Zone» genannte Camp der Übergangsregierung zu. «In dieser Traum-Zone wissen die Leute nicht, wie die Realität im Irak aussieht», so Gumbleton.
Der Bischof hatte mit einer Kirchendelegation elf Tage lang den Irak bereist.
Kathpress
29. januar 2004