Jerusalem, 5.2.04 (KAP) Israels Oberster Gerichtshof hat die Anerkennung des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Irinaios I., durch die israelische Regierung durchkreuzt, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) in ihrer Donnerstagausgabe aus Jerusalem berichtet. Erst in der vergangenen Woche hatte sich das Kabinett nach mehr als zweieinhalb Jahren Verzögerung zur Anerkennung des Patriarchen durchgerungen.
Der Rechtsanwalt des Patriarchen und frühere Sonderberater von Ministerpräsident Ehud Barak, Gilad Sher, warnte im Hinblick auf den Beschluss des Obersten Gerichtshofs vor einer schweren Belastung im Verhältnis zwischen dem Staat und der wichtigsten christlichen Kirche im Lande. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist der größte Grundbesitzer in Jerusalem. Die meisten der rund 170.000 Gläubigen des Jerusalemer orthodoxen Patriarchats sind Araber, der überwiegende Teil des hohen Klerus ist griechischer Herkunft; auch unter den russischen Neueinwanderern sind viele orthodoxe Christen, für die es allerdings noch keine entsprechende seelsorgliche Begleitung gibt.
Die beiden anderen beteiligten Regierungen, die palästinensische und die jordanische, hatten die Wahl des auf der Insel Samos geborenen Patriarchen Irinaios I. (mit bürgerlichem Namen Manolis Skopelitis) sofort bestätigt. Die Wahl des Patriarchen war von Beeinflussungsversuchen der israelischen Regierung überschattet. Die Wahlordnung geht auf die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, als der Ostteil Jerusalems unter jordanischer Oberhoheit stand. Damals wurde dem jordanischen König ein Einspruchsrecht eingeräumt. Seit der Eroberung des Westjordanlandes 1967 nimmt auch der israelische Staat ein Vetorecht für sich in Anspruch.
Kathpress
5. februar 2004