Erzbischof Sambi prangert Vorgangsweise des israelischen Innenministeriums bei der Erteilung und Verlängerung von Aufenthaltserlaubnissen für katholische Priester und Ordensleute an - Divergenzen zwischen Innen- und Außenministerium - Sharon setzte interministerielle Kommission ein
Jerusalem, 13.4.04 (KAP) Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hat die Probleme bei der Vergabe von Aufenthaltsgenehmigungen für katholische Priester und Ordensleute kritisiert. «Das Vorgehen der israelischen Behörden kann die Beziehungen zum Heiligen Stuhl und zu anderen Staaten trüben», sagte Sambi am Dienstag in einem Gespräch mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Er wolle keine weiteren Versprechungen aus dem Innenministerium hören, sondern Tatsachen sehen. Erzbischof Sambi hatte zuletzt in der Karwoche sowohl im israelischen Außen- als auch im Innenministerium Protest eingelegt. Von den insgesamt rund 1.800 Ordensleuten im Heiligen Land sind nach kirchlichen Angaben rund 130 Ordensfrauen und Ordensmänner von Visa-Problemen betroffen.
Am vergangenen Mittwoch berichtete die israelische Tageszeitung «Yedioth Aharonot» über einen dramatischen Zwischenfall im Jerusalemer «Malhala»-Einkaufszentrum. Weibliche Angehörige der israelischen Grenzpolizei unterwarfen 23 Ordensfrauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit - mit der 70-jährigen Oberin an der Spitze - demütigenden Kontrollen. Die Ordensfrauen mussten mit dem Gesicht zur Wand stehen, während ihre Papiere kontrolliert wurden: Die Aufenthaltserlaubnisse waren abgelaufen, weil das Innenministerium mit der Verlängerung säumig war.
Erzbischof Sambi, der sowohl Nuntius in Israel als auch Apostolischer Delegat für Ostjerusalem und die Palästinensergebiete ist, protestierte umgehend bei Außenminister Silvan Shalom und Innenminister Abraham Poraz. Der Nuntius unterstrich dabei, dass die Verzögerungen bei der Verlängerung der Aufenthaltsvisa Ordensleute im ganzen Land betreffe. Ein Sprecher von Minister Poraz meinte daraufhin, die Verzögerungen beträfen in erster Linie Ordensleute, die aus arabischen Ländern kommen. Aus «Sicherheitsgründen» dauere die Bearbeitung ihrer Anträge länger.
Zwei Wochen zuvor war ein Franziskaner mit polnischem Pass um ein Haar ausgewiesen worden: Auch in seinem Fall war das Innenministerium bei der Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis säumig gewesen. Erst eine Intervention des israelischen Außenministeriums bewahrte den Franziskaner vor der Ausweisung. Gadi Golan, der zuständige Referent für religiöse Fragen im Außenministerium, stellte im Gespräch mit Journalisten fest, dass die Frage der Aufenthaltserlaubnisse für katholische Ordensleute in letzter Zeit eine «Quelle der Sorge» geworden sei. Nach Angaben der Zeitung «Haaretz» hat Ministerpräsident Ariel Sharon bereits nach den ersten vatikanischen Protesten eine interministerielle Kommission zur Lösung des Problems der Aufenthaltserlaubnisse für ausländische katholische Priester und Ordensleute eingesetzt.
«Ordensleute trauen sich nicht mehr auf die Straße»
Nuntius Sambi hat nach eigenen Angaben von Innenminister Poraz die Zusage erhalten, dass sich Vorfälle wie im «Malhala»-Einkaufszentrum nicht wiederholen würden. «Aber das ist nicht der Weg. Das reicht nicht», betonte der Erzbischof. Israel müsse endlich zu einer zügigen Praxis der Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen zurückkehren. Er wisse schon von vielen Ordensleuten, die «sich nicht mehr auf die Straße trauen», sagte Sambi.
Die Ordensleute erfüllten ihren Dienst an den Heiligen Stätten und in der Sorge um die Christen im Land im Auftrag des Vatikans, unterstrich der Nuntius. Dieser Dienst müsse uneingeschränkt möglich sein, so wie es im israelisch-vatikanischen Grundlagenvertrag festgelegt sei. «Wir warten seit vielen Monaten auf eine Rückkehr zur früheren Praxis», betonte der Nuntius.
13. april 2004