Kardinal Martino warnt davor, die Vereinten Nationen unter Zeitdruck zu setzen - «Position des Papstes zum Irak-Konflikt hat sich im Nachhinein in allen Punkten bestätigt»
Vatikanstadt, 25.4.04 (KAP) Der italienische Kurienkardinal Renato Martino, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden («Iustitia et Pax»), hat sich gegen einen unmittelbaren Abzug der fremden Truppen aus dem Irak ausgesprochen. Ein solcher Schritt wäre unklug und würde bedeuten, das Land dem Bürgerkrieg zu überlassen, sagte der langjährige Vatikan-Vertreter bei der UNO im Gespräch mit Radio Vatikan. Man dürfe die Vereinten Nationen jetzt auch nicht unter Zeitdruck setzen. Es sei klar, dass die UNO es nicht schaffen wird, bis zum 30. Juni die Verantwortung im Irak zu übernehmen. Die Vorbereitung und Formulierung einer Resolution brauche «viel Geduld und großes Verhandlungsgeschick», so der Kardinal.
Die Position des Papstes und des Vatikans zum Irak habe sich im Nachhinein in allen Punkten bestätigt, führte der Kardinal aus. Vor Ausbruch des Krieges habe Johannes Paul II. sich gegen einen Waffengang ausgesprochen und ihn als «Abenteuer ohne Rückkehr» sowie als «Niederlage der Menschheit» bezeichnet. Während des Krieges habe er auf ein rasches Ende der Kämpfe gedrängt, dann habe er sich für eine baldige Demokratisierung und einen Wiederaufbau ausgesprochen. Von Anfang an habe der Vatikan «eine Intervention der UNO gefordert, aber niemand hat auf ihn gehört». Heute glaubten alle, dass ohne die Vereinten Nationen ein demokratischer und freier Irak undenkbar sei. «Hoffen wir, dass man diesmal auf die Empfehlungen des Papstes hört», so Kardinal Martino.
Kathpress
25. april 2004