Kardinal Martino lehnt Truppenabzug aus dem Irak ab und verurteilt religiös inspirierten Terrorismus
Rom, 7.5.04 (KAP) Der Vatikan hat ein Ende der Selbstmordanschläge sowie der gezielten Tötungen im Nahen Osten gefordert. Israelis und Palästinenser müssten an den Verhandlungstisch zurückkehren, da sich dieses Problem nur im Dialog lösen lasse, erklärte der langjährige vatikanische UN-Botschafter und jetzige Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden («Iustitia et pax»), Kardinal Renato Raffaele Martino, in einem Interview mit der Zeitung «Il Tempo» am Freitag.
Einen Abzug der ausländischen Truppen aus dem Irak zum jetzigen Zeitpunkt lehnte Martino entschieden ab. «In diesem Moment auf keinen Fall», denn dies hieße, den Irak einem noch schlimmeren Chaos zu überlassen als vorher. Allerdings dürften die fremden Kontingente keinen Tag länger bleiben als notwendig, sagte der Kardinal. Er hoffe, dass noch in diesem Jahr eine entsprechende UNO-Resolution möglich werde.
Entschieden wandte sich Martino gegen einen religiös inspirierten Terrorismus: «Man darf nicht im Namen Gottes töten». Gegenüber der Bedrohung durch den Terrorismus bestehe das «Recht und die Pflicht, ihn zu bekämpfen und zu besiegen». Dazu gehöre aber auch, dass man die Ursachen dieses Terrorismus gründlich untersuche. «Man kann einen, zwei oder tausend Terroristen eliminieren oder unschädlich machen, aber wenn man nicht an die Ursachen geht, erheben sich andere tausend Terroristen», so Martino. Die Ursachen seien politischer, wirtschaftlicher und kultureller Natur. Auf all diesen Feldern bestehe Handlungsbedarf, notwendig sei aber ein gemeinsames Handeln.
Kathpress
7. mai 2004