Jerusalem, 13.5.04 (KAP) Christliche Organisationen aus den USA haben die Beziehungen zwischen dem Staat Israel und den Christen als «so schlecht wie niemals zuvor» bezeichnet. 50 katholische und protestantische Organisationen schickten in der vergangenen Woche einen gemeinsamen Brief an US-Präsident George Bush, aus dem die israelische Tageszeitung «Haaretz» am Donnerstag zitiert.
Sie beklagen darin vor allem die Weigerung des israelischen Innenministeriums, Mitarbeitern christlicher Institutionen Aufenthaltsgenehmigungen zu erteilen. Dies habe bereits zu personellen Engpässen geführt. Viele christliche Einrichtungen erfüllen soziale Aufgaben an Bedürftigen in Israel und in den palästinensischen Gebieten.
Auch verurteilen die christlichen Organisationen die Errichtung der umstrittenen «Mauer» zwischen Jerusalem und Bethlehem. Heilige Stätten und christliche Gemeinden würden so «auseinander gerissen». Israel errichtet zwischen Jerusalem und Bethlehem einen «Sicherheitszaun», der in bewohnten Gebieten wie in Abu Dis und in Bethlehem zu einer meterhohen Mauer ausgebaut ist.
Als ein Grund für die Verschlechterung der Beziehungen wird in dem Schreiben die Auflösung des Religionsministeriums und seiner «christlichen Abteilung» genannt. Diese Abteilung habe die christlichen Gruppen genau gekannt und so «mit Feingefühl» die entsprechenden Empfehlungen an die Visa-Behörde weitergeben können. Besonders bei den Evangelikalen täten sich die israelischen Behörden heute schwer, zwischen «Geistlichen» und anderen Mitarbeitern zu unterscheiden.
Bei den Katholiken gibt es dem Dokument zufolge ein Problem mit Priestern aus dem Libanon, aus Syrien und anderen arabischen Ländern. Diese stellten aus Sicht Israels ein «Sicherheitsproblem» dar und seien bei der Einreise oft in erniedrigender Weise überprüft worden. Weil ihre Anträge vom Geheimdienst überprüft werden, gibt es Verzögerungen, wie auch eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigte.
Der wachsende internationale Druck auf Israel zeigt unterdessen offenbar Wirkung. Premierminister Ariel Sharon ordnete die Bildung eines inter-ministeriellen Ausschusses an, um die Probleme der Christen umgehend zu lösen. Nach einem Treffen mit Abgeordneten, die sich für die Belange der Christen einsetzen, beschloss das Innenministerium zudem, die Herabstufung evangelischer Geistlicher von so genannten A3-Aufenthaltsgenehmigungen auf «B»-Visa zurückzunehmen.
Kathpress
13. mai 2004