Statt der bisherigen Kompetenzaufteilung sollen die Heiligen Stätten allen Christen gemeinsam gehören
Jerusalem, 26.5.04 (KAP) Eine einvernehmliche Überwindung des «Status Quo» unter den christlichen Kirchen im Heiligen Land strebt der neue Franziskaner-Kustos P. Pierbattista Pizzaballa an. In einem Interview mit «Kathpress» sagte der neu ernannte Kustos, Änderungen dieser von der osmanischen Bürokratie im 19. Jahrhundert entworfenen Kompetenzaufteilung zwischen den Kirchen an den Heiligen Stätten seien schwierig, aber notwendig. Statt wie bisher bloß auf die Toleranz unter den Konfessionen zu setzen, solle man zu einem Konzept kommen, wonach die betreffenden Orte allen Christen gemeinsam gehören. Ziel müsse eine «korrekte und gelassene Zusammenarbeit» sein.
Der «Status Quo» ist eine im Jahr 1852 festgeschriebene Teilung der Zuständigkeit der unterschiedlichen Kirchen für besondere religiöse Orte der Christenheit im Heiligen Land. Er regelt unter anderem, welche Konfession zu welchen Zeiten in der Geburtskirche von Bethlehem oder in der Grabeskirche von Jerusalem Gottesdienst feiern darf.
P. Pizzaballa kündigte in dem Interview ferner an, er werde sich dafür einsetzen, dass die Franziskaner der Kustodie «stärker in die israelo-palästinensische Welt, in die orientalische Welt, eintreten». Mit ihrer internationalen Zusammensetzung müssten sie anderen vorleben, dass es möglich sei, «in diesem Land voller Konflikte versöhnt zu leben». Die Franziskaner im Heiligen Land müssten «Propheten des Friedens und der Versöhnung» werden, erklärte der Kustos.
Kathpress
26. mai 2004