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Publisert 4. juli 2004 | Oppdatert 6. januar 2011

Erzbischof Lajolo in «Corriere»-Interview: «Alle verantwortlichen politischen Kräfte müssen daran mitarbeiten, im Land möglichst bald wieder normale Lebensbedingungen zu schaffen»

Vatikanstadt-Rom, 27.5.04 (KAP) Eine Woche vor dem Besuch von US-Präsident George W. Bush beim Papst hat der vatikanische «Außenminister», Erzbischof Giovanni Lajolo, zur künftigen Rolle der USA im Irak Stellung genommen. Der Heilige Stuhl erwartet von den USA eine deutliche Kurskorrektur ihrer Politik in den USA, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Interview Lajolos mit der Tageszeitung «Corriere della Sera» hervorgeht.

Die Soldaten der USA und ihrer Verbündeten sollten sich bemühen, dem irakischen Volk innere Sicherheit, Souveränität, Freiheit und Würde wieder zu geben, stellte Lajolo fest. Allerdings befänden sie sich wegen der Angriffe einer «nicht kleinen extremistischen Minderheit» in Schwierigkeiten. Diese wolle die Amerikaner nicht als Befreier und Friedensbringer erscheinen lassen, sondern als Aggressoren.

Mit Blick auf die früheren Mahnungen des Papstes gegen den Krieg erklärte Lajolo, die Position des Heiligen Stuhls habe sich nicht geändert. Dennoch müsse man jetzt nach vorne blicken und fragen, was der Irak heute brauche. Alle verantwortlichen politischen Kräfte müssten daran mitarbeiten, im Land möglichst bald wieder normale Lebensbedingungen zu schaffen. Das Treffen Bushs mit dem Papst sei eine Gelegenheit, das Engagement für den Frieden und die Solidarität unter den Völkern erneut zu betonen.

«USA können Fehler korrigieren»

Zu den Folter-Bildern aus dem Gefängnis Abu Ghraib bemerkte Lajolo, diese hätten die Glaubwürdigkeit eben jener Werte untergraben, für die so viele junge Amerikaner im Irak gestorben seien. Die Bilder hätten den in der islamischen Welt verbreiteten Antiamerikanismus weiter angefacht. Allerdings dürfe man nicht vergessen, so Lajolo weiter, dass diese Taten von der gesamten westlichen Öffentlichkeit unterschiedslos verurteilt worden seien.

Für die Zukunft äußerte der Erzbischof die Hoffnung, dass die Amerikaner mehr auf das religiöse und moralische Empfinden der irakischen Bevölkerung achten. Es bedürfe großer Anstrengungen, um den Effekt der Folter-Bilder zu neutralisieren. Aber demokratische Staaten und insbesondere die USA hätten die Kraft, eigene Fehler «mit mutiger Objektivität anzuerkennen» und sie zu korrigieren. Dies sei einer der beispielhaften Werte, auf die Amerika stolz sein könne.

Kathpress
27. mai 2004

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