Jerusalem, 1.6.04 (KAP) Jerusalems anglikanischer Bischof Riah Abu el Assal ist am Pfingstwochenende vom israelischen Geheimdienst verhört worden. Zuvor musste er bei der Rückkehr aus Jordanien an der Jordanbrücke eine Leibesvisitation und eine Durchsuchung seiner Taschen über sich ergehen lassen, berichtete die israelische Tageszeitung «Haaretz» unter Berufung auf Angaben des Bischofs.
«Obgleich sie sich nicht grob verhielten, war es erniedrigend», sagte der Bischof. Grund für die Aktion des Geheimdienstes war ein verbotenes Interview, dass der seit April auf dem Gelände der anglikanischen St. Georgskirche wohnhafte Atomtechniker Mordechai Vanunu der BBC gegeben hatte. Dem Bischof sei nahe gelegt worden, sich der Anwesenheit Vanunus zu entledigen.
Vanunu war 1986 wegen Verrat und Spionage zu 18 Jahren Haft verurteilt worden, nachdem er im Gespräch mit der britischen Zeitung «Sunday Times» über israelische Atomrüstungspläne berichtet hatte. Während der Haft hatte sich der Techniker zum Christentum bekehrt. Vanunu sind nach wie vor alle Kontakte zu Medien verboten.
In der vergangenen Woche war jedoch der ehemalige «Sunday Times»-Korrespondent Peter Hounam nach Jerusalem gereist, um im Auftrag der BBC eine Dokumentation über den Fall zu erstellen. In diesem Zusammenhang hatte Hounam ein Interview mit Vanunu geführt. Daraufhin wurde der Journalist vorübergehend vom Geheimdienst verhaftet, allerdings nach scharfen internationalen Protesten rasch wieder freigelassen. Jedoch musste Hounam Israel umgehend verlassen.
Kathpress
1. juni 2004