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Publisert 4. juli 2004 | Oppdatert 6. januar 2011

P. Pizzaballa möchte im Miteinander der christlichen Kirchen an den Heiligen Stätten neue Maßstäbe setzen

Jerusalem, 3.6.04 (KAP) Mit einem würdevollen Ritus aus osmanischer Zeit ist der neue Kustos der Franziskaner, P. Pierbattista Pizzaballa, am Mittwoch in Jerusalem in sein neues Amt eingeführt worden. Am Jaffa-Tor der arabischen Altstadt wurde der Franziskaner vom Bürgermeister und von Honoratioren der Stadt, der Religions- und Volksgruppen empfangen. Angeführt von Wächtern («Kavassen») ging der Zug durch das historische Christenviertel zum Salvator-Kloster, dem Amtssitz des Kustos. Hier übergab ihm sein Vorgänger P. Giovanni Battistelli das Dienstsiegel. Anschließend wurde in der Kirche das Ernennungsdekret des Papstes verlesen. Am Donnerstag war die offizielle Einführung in der Grabeskirche vorgesehen, wo die Franziskaner mit Orthodoxen und Armeniern als Eigentümer und Verwalter fungieren.

In einem politisch schwierigen Moment tritt P. Pizzaballa ein delikates Amt an. Mit 38 Jahren ist er der zweitjüngste Kustos der Franziskaner, die seit 1350 im Auftrag des Papstes die Heiligen Stätten in der Heimat Jesu schützen und verwalten. Er sei von den 250 Mitbrüdern der Kustodie gewählt und vom Papst ernannt worden, weil sich an seine Person der Wunsch nach Neuerungen knüpfte, hieß es in Jerusalemer Kirchenkreisen. «Es muss Erneuerungen geben, freilich keine Revolution», sagte er selbst nach seiner Wahl im Gespräch mit «Kathpress». Denn neben dem großen Archäologen P. Michele Piccirillo galt P. Pizzaballa als Favorit, vor allem die jüngeren Mitbrüder sollen für ihn votiert haben. An erster Stelle will er die Ausbildung der Franziskaner reformieren, die letztlich auch Auswirkungen auf das Leben und Selbstverständnis der Christen im Heiligen Land hat. Denn als Kustos gehört er - mit dem lateinischen Patriarchen und dem Apostolischen Delegaten - zum katholischen Führungs-Trio im Heiligen Land.

Bei den Neuerungen hat der dynamische Kustos auch das heikelste Problem zwischen den Kirchen im Heiligen Land im Blick, den «Status quo». Dieses 152 Jahre alte osmanische Gesetz, das das Nebeneinander der christlichen Kirchen an den Heiligen Stätten regelt, müsse erneuert werden, sagte er. Von einem gegenseitigen Tolerieren müsse man zu dem Verständnis kommen, dass die Heiligen Stätten allen gemeinsam gehören. Ob Veränderungen hier möglich sind, muss der neue Kustos erst sondieren. Derzeit deutet im Gegenteil manches eher auf eine Rückkehr zu den starren Regelungen von Gebetszeiten und Besitzansprüchen etwa in der Grabeskirche hin. Der osmanische «Status quo» bildet eine Friedensordnung, deren Einhaltung Konflikte vermeidet.

Aber auch andere Aspekte des vielschichtigen «Status quo» dürften den neuen Kustos bald beschäftigen. Fast vor der Haustür der Kustodie plant die Jerusalemer Stadtverwaltung eine Straßenbahnlinie. Die Pläne sehen vor, dass das Neutor, der um 1860 in die Jerusalemer Altstadtmauer gebrochene Durchgang zum Christenviertel, künftig für den Autoverkehr geschlossen wird. Damit wäre die Kustodie ebenso wie die gegenüber liegende Schule der Christlichen Schulbrüder logistisch abgeschnitten. Allerdings erklärte ein Sprecher der Jerusalemer Stadtverwaltung auf telefonische Anfrage von «Kathpress» am Mittwoch, für autorisierte Fahrzeuge werde die Zufahrt auch künftig möglich sein.

Neben organisatorischen Fragen schaut man mit Spannung auf den künftigen Kurs des neuen Kustos. Anders als die meisten Mit-Franziskaner spricht P. Pizzaballa perfekt Hebräisch. Er war lange im jüdischen Westteil Jerusalems tätig und hat keine Berührungsängste gegenüber Israelis. Ob das einen Kurswechsel signalisiert, muss sich zeigen, im jedem Fall wird man ihn in diesem Bereich als offenen, sachkundigen Gesprächspartner erleben. Von sich selbst sagt er, dass er im Geist des Heiligen Franziskus prophetisch und weniger politisch wirken will. Sein Hauptproblem bleibt freilich die Präsenz der Kirche und der Christen im Heiligen Land und die Pflege der Heiligen Stätten. Die Christen sind von Abwanderung betroffen. Rund 2.000 Christen wanderten in den vergangenen drei Jahren aus dem «christlichen Dreieck» um Bethlehem aus.

Kathpress
3. juni 2004

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