Präfekt der Ostkirchenkongregation betont die Notwendigkeit des Zusammenlebens der verschiedenen Religionen
Vatikanstadt-Rom, 7.6.04 (KAP) Der Nahostkonflikt ist nach Auffassung des syrischen Kurienkardinals Ignace Moussa Daoud letztlich nicht religiöser, sondern politischer Natur. Der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation sagte dies in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der italienischen Tageszeitung «Il Tempo». Der Kardinal betonte, wenn sie richtig verstanden würden, bekämpften die Religionen einander nicht. Papst Johannes Paul II. habe, unter anderem durch seinen Besuch in der Omayyaden-Moschee von Damaskus im Jahr 2001, der gesamten islamischen Welt gezeigt, dass Dialog zwischen den Religionen möglich sei.
Zum politischen Islamismus bemerkte der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, nicht die einzelnen Muslime stellten eine Gefahr dar, das Risiko gehe vielmehr von einer «Massen-Mentalität» aus. Die Christen im Orient hätten in 14 Jahrhunderten gelernt, mit den Muslimen zusammenzuleben. Der Islam respektiere in der Regel die Gläubigen anderer Religionen. Was Angst mache, sei der fundamentalistische Islam.
Daoud äußerte sich in dem Interview auch zum verheirateten Klerus der unierten katholischen Kirchen des Ostens. Er sagte, dieser Weg habe sich bewährt, aber dies bedeute nicht, den Wert des Zölibats gering zu schätzen. Die Krise der Priesterberufungen hänge nicht am Zölibat, sondern am Glauben. «Wenn der Glaube fehlt, gibt es keine Berufungen mehr, weder verheiratete noch unverheiratete Priester», erklärte der Kardinal, der früher syrisch-katholischer Patriarch von Antiochien war.
Kathpress
7. juni 2004