Airbus der Alitalia landete auf dem Militärflughafen Payerne im Kanton Waadt
Bern, 5.6.04 (KAP) Papst Johannes Paul II. ist am Samstag mittag in der Schweiz eingetroffen. Der Airbus der Alitalia aus Rom-Fiumicino landete um 11.35 Uhr auf dem Militärflughafen Payerne im Kanton Waadt, der rund 30 Kilometer von der Schweizer Bundeshauptstadt Bern entfernt ist. Der Papst wurde in Payerne von einer Delegation der Regierung mit Bundespräsident Joseph Deiss an der Spitze, den Mitgliedern der Bischofskonferenz und Nuntius Erzbischof Pier Giacomo de Nicolo empfangen.
Anschließend reist Johannes Paul II. direkt nach Bern. Wie es seinen Gepflogenheiten auf Auslandsreisen entspricht, logiert er auch in Bern im Haus einer religiösen Gemeinschaft. Es handelt sich um das Alten- und Pflegeheim «Viktoria» der Kongregation der «Ingenbohler Schwestern».
Am Abend will der Papst am ersten gesamtschweizerischen katholischen Jugendtreffen im Eisstadion von Bern teilnehmen. Am Sonntag zelebriert er eine Messe im Berner Allmend-Parkgelände, zu der zehntausende Gläubige erwartet werden. Im Verlauf des Sonntgnachmittags reist Johannes Paul II. nach Payerne zurück, um schließlich um 19 Uhr den Rückflug nach Rom anzutreten.
Treffen mit Jugendlichen im Eisstadion
Der Papst hat fast auf den Tag genau 20 Jahre nach seinem letzten Besuch im Juni 1984 wieder Schweizer Boden betreten. Etwa um 18 Uhr wird es zu einem ersten Kontakt des Papstes mit den Teilnehmern des Jugendtreffens in Berns riesigem Eisstadion «Bern-Arena» im Rahmen eines Eröffnungs-Events kommen. Auf dem Programm stehen neben Choreografien, Tanz, Videoclips und Gesang eine erste Botschaft von Johannes Pauls II. an die Jugendlichen sowie eine Botschaft von drei Jugendlichen an den Papst in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch.
Insgesamt werden 12.000 Jugendliche im Eisstadion erwartet. Die «Bern-Arena» bietet rund 12.000 Menschen Platz, sollten jedoch mehr Jugendliche kommen, werde man auch dies organisatorisch bewältigen können, sagte Veranstalter Marc Aellen am Freitag.
Für die Sicherheit sorgen zusätzlich von den Veranstaltern aufgebotene ehemalige Schweizergardisten, die in Zivil auftreten. Die Berner Polizei verstärkte außerdem nach Drohungen von «Papst-Gegnern» ihre Mannschaft mit Beamten aus anderen Kantonen.
Ein so genanntes «Antipäpstliches Bündnis» (ApB) kündigte trotz des für Samstag verfügten generellen Demonstrationsverbotes in der Stadt Bern Widerstand «gegen sexistische, frauenfeindliche, homophobe und patriarchale Religionen und religiösen Fundamentalismus» an. Der Zusammenschluss rief deshalb für Samstag zu einer Demonstration gegen den Papst auf. Der Versammlungsplatz liegt ausgerechnet auf einer der Routen, die die Teilnehmer des Jugendtreffens während des Sternmarsches zur Arena zurücklegen.
Der Schweizer Jugendbischof Dennis Theurillat hatte erklärte, er sei bereit mit den Demonstranten zu reden. Ein entsprechender Aufruf war von den Organisatoren des Jugendtreffens ergangen, blieb jedoch ohne Erwiderung.
«Pflicht, die Botschaft zu verkünden»
In seiner Grußansprache lobte der Papst die Schweiz als ein Land, in dem sich verschiedene Sprachen und Kulturen begegnen. Die Schweizer seien ein Volk, das zugleich alten Traditionen verpflichtet und für Neues offen sei.
Der Papst erklärte, er reise weiterhin in andere Länder, weil es seine Pflicht sei, die Botschaft Christi zu verkünden. Er müsse den Menschen des dritten Jahrtausends und insbesondere den jungen Menschen erneut das Evangelium nahe bringen. Christus sei der Erlöser des Menschen, und wer an ihn glaube, baue mit an einer Zivilisation der Liebe und des Friedens.
Bundespräsident Deiss ging in seiner Begrüßungsrede auf die teilweise kritischen Haltungen in der Schweizer Bevölkerung zum Papst und seinen Lehren ein. Er sagte, in einem Land der Demokratie und der kulturellen Vielfalt sei es «natürlich, dass Lehrmeinungen und Gebote Ihrer Heiligkeit intensive Diskussionen auslösen». Zugleich betonte er, dass dem Papst wegen seines unerschrockenen Einsatzes für Frieden und Gerechtigkeit «ungeteilte Achtung» entgegengebracht werde.
Normalisierung der diplomatischen Beziehungen
Zum Auftakt des Papstbesuches in Bern gab Bundespräsident Deiss auch die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und dem Heiligen Stuhl bekannt. In seiner Begrüßungsansprache an den Papst in Payerne sagte Deiss, die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Vatikan seien «eng und vielfältig». Er freue sich daher, Johannes Paul II. mitteilen zu können, dass der Schweizer Bundesrat «im Hinblick auf den heutigen Besuch beschlossen hat, die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Vatikan den heutigen Gegebenheiten anzupassen».
Wegen konfessioneller Vorbehalte einiger protestantisch dominierten Kantone waren die Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und dem Heiligen Stuhl bislang asymetrisch: Der Papst wurde in Bern von einem regulären Apostolischen Nuntius vertreten, umgekehrt benannte die Schweiz jedoch lediglich einen Sonderbotschafter gegenüber dem Heiligen Stuhl.
Kathpress
5. juni 2004