Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens wurde 1854 von Papst Pius IX durch Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens «Ineffabilis Deus» verkündet
Paris-Wien, 9.8.04 (KAP) Papst Johannes Paul II. will bei seinem Lourdes-Besuch am Samstag und Sonntag in besonderer Weise auf das 150-Jahr-Jubiläum des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens eingehen. Der eigentliche Jahrestag der Verkündigung des Dogmas ist zwar erst in vier Monaten - denn am 8. Dezember 1854 veröffentlichte Papst Pius IX. feierlich das Apostolische Schreiben «Ineffabilis Deus» -, aber die Geschichte von Lourdes ist eng mit dem Dogma verbunden.
Historisch gesehen fiel die Verkündigung des Dogmas 1854 in eine kirchenpolitisch unruhige Zeit. Pius IX. musste nach der Ausrufung der Republik in Rom im November 1848 nach Gaeta fliehen und konnte erst 1850 mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückkehren - Ereignisse, die schließlich zwei Jahrzehnte später zum Ende des Kirchenstaates führten.
Die Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens durch die Bulle «Ineffabilis Deus» 1854 hatte weltkirchlich größte Wirkung. Die Selbstbezeichnung der «Dame», die der Seherin von Lourdes, Bernadette Soubirous, 1858 erschien («Je suis l'Immaculee Conception»/Ich bin die Unbefleckte Empfängnis), wurde deshalb allgemein als Bestätigung des Dogmas aufgefasst.
Pius IX. hatte 1854 keine neue Lehre verkündet. Das Dogma fasste nur die seit dem Frühchristentum von vielen Theologen und einfachen Gläubigen vertretene Auffassung zusammen, dass Maria vom ersten Augenblick ihrer Existenz (der Empfängnis) an von der allgemeinen Sündenverflochtenheit der Menschen ausgenommen war.
In einer Predigt erinnerte Kardinal Christoph Schönborn vor einiger Zeit daran, dass das Dogma einer tieferen Erfassung benötige, weil es durch die Formulierung «Unbefleckte Empfängnis» mit vielen Missverständnissen befrachtet ist. Viele Menschen stellten wegen dieser Formulierung etwa die Frage, ob denn Zeugung «etwas Beflecktes sei, ob wir alle Resultate der Sünde sind».
Demgegenüber lehre die Kirche, dass es bei der «Unbefleckten Empfängnis» um die Ausnahmeposition Marias gehe, die im Hinblick auf ihre Aufgabe als Mutter des Erlösers aus der Schuldverflochtenheit ausgenommen wurde. Normalerweise könne der Mensch nicht «gerade und direkt auf das Gute zugehen», betonte der Wiener Erzbischof. Der heilige Bernhard von Clairvaux habe dies mit den Worten ausgedrückt, dass «uns die Gabe fehlt, die Dinge so zu schmecken, wie sie sind».
Maria aber sei ohne diesen Makel gewesen, so Schönborn: «Sie war ein Mensch, dem die ursprüngliche Geradheit des Herzens von Anfang an geschenkt war». Sie sei der Mensch mit «geradem Herzen, der das große Ja spricht, das Gott von ihr erwartet».
Ursprünge reichen mehr als 1.000 Jahre zurück
Die Ursprünge des mit dem Dogma der «Unbefleckten Empfängnis» verbundenen Festes «Mariä Empfängnis» (8. Dezember) reichen mehr als 1.000 Jahre zurück. Der Osten feierte das Fest an manchen Orten schon seit dem 10. bis 12. Jahrhundert als «Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch Anna». Im Westen führte es Anselm von Canterbury um 1100 für seine Diözese ein.
Der Franziskaner Duns Scotus (1265-1308) gilt als Urheber der aktuellen «Immaculata-Lehre», wonach Maria durch eine Voraus-Erlösung (prae-redemptio) ihres Sohnes ohne Erbsünde empfangen werden konnte. 1477 führte Papst Sixtus IV. das Marienfest in Rom ein.
Im 17. Jahrhundert setzen sich viele Orden, vor allem die Jesuiten für die Immaculata-Lehre ein. Durch einen Jesuiten wurde auch der Habsburger Kaiser Ferdinand III zu seinem berühmten Immaculata- Gelübde 1645 motiviert. Als damals in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges die Eroberung Wiens durch das schwedische Heer befürchtet werden musste, gelobte der Kaiser, das Fest «Mariä Empfängnis» in seinen Territorien einzuführen und auf einem öffentlichen Platz Wiens eine Mariensäule aufzustellen.
Unter Clemens XI. weitete sich das Fest schließlich unter dem seit damals einheitlichen Namen «Mariä Empfängnis» 1708 auf die gesamte katholische Kirche aus.
Kathpress
9. august 2004