Nicht die Massenauftritte, sondern die persönlichen Momente der Reise des kranken Papstes und glühenden Marienverehrers, stehen diesmal im Mittelpunkt des Interesses
«Kathpress»-Korrespondentenbericht aus Rom von Ludwig Ring-Eifel
Rom, 13.8.04 (KAP) Begleitet von einem unerwartet großen Medieninteresse reist Papst Johannes Paul II. am Samstag zum zweiten Mal nach Lourdes. Über 2.000 Medienvertreter haben sich angemeldet, um dabei zu sein, wenn der von Alter und Leiden gezeichnete Papst in der Erscheinungsgrotte der Muttergottes symbolisch eine goldene Rose als Geschenk überreicht, vom heilenden Lourdeswasser trinkt und vor ihrer Statue im Gebet verharrt.
Diese persönlichen Momente der Reise des kranken Papstes und glühenden Marienverehrers ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als die ebenfalls geplanten Massenauftritte am Samstagabend und am Sonntagmorgen.
Zu Johannes Paul II. als «Lourdesfahrer» gehört aber auch, dass er zusammen mit anderen Behinderten in einem rollstuhlgerechten Pilgerheim untergebracht wird. Er bekommt dort ein bescheidendes Zimmer. Hier wird er übernachten und nicht wie sonst üblich in einer Bischofsresidenz oder Nuntiatur.
Auch der wichtigste theologische Berater Johannes Pauls II., Kardinal Joseph Ratzinger, hat das Thema des kranken Papstes kommentiert. Wenige Tage vor der Reise wies er in einem «Figaro»-Interview allerdings darauf hin, der Papst suche in Lourdes nicht eine körperliche Heilung, sondern «mütterlichen Trost und innere Kraft», die ihm helfe, sein Leiden in Selbsthingabe umzuwandeln.
Die Ankündigung, dass zur Papstmesse am Sonntag mehrere hunderttausend Menschen erwartet werden, rückt angesichts des Interesses für den ersten Höhepunkt mit der Rosen-Übergabe ebenso in den Hintergrund wie die Begrüßung durch Staatspräsident Jacques Chirac und ein Treffen mit den französischen Bischöfen. Auch der Papst selbst hat bislang vergeblich versucht, die Aufmerksamkeit der Medien für die Lourdesreise von seiner Person weg auf seine inhaltliche Mission zu lenken. Er kündigte an, er werde an der Erscheinungsgrotte die Anliegen der ganzen Welt vor die Muttergottes bringen und für ein religiöses Erwachen der modernen Menschheit beten.
Ob Johannes Paul II. dieses Anliegen vermitteln kann, ist angesichts des Medieninteresses am kranken Pilgerpapst fraglich. Ebenso schwer wird es ihm fallen, den eigentlichen Anlass der Reise dem breiten Publikum verständlich zu machen: das 150-Jahr-Jubiläum der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens.
Das von Papst Pius IX.1854 verkündete Dogma zählt zu den am meisten missverstandenen Lehren der katholischen Kirche. Von Außenstehenden wird es sogar häufig belächelt. Das französische Vorbereitungskomitee des Papstbesuchs hat allerdings, auch via Internet, Pionierarbeit in Sachen Vermittlung des Inhalts des Dogmas geleistet. So ist zu hoffen, dass trotz der offenkundlichen Schwierigkeiten immerhin ein Teil der TV-Zuschauer begreifen wird, wovon der Papst spricht, wenn er den Zusammenhang zwischen diesem Dogma und dem Festtag der Aufnahme Mariens in den Himmel betont.
Kathpress
13. august 2004