Johannes Paul II. feierte in dem französischen Marienort Messe mit rund 300.000 Gläubigen
Lourdes, 15.8.04 (KAP) Papst Johannes Paul II. erteilte am Sonntag in Lourdes allen Angriffen auf das menschliche Leben - wie Abtreibung, Euthanasie und Klonen - eine entschiedene Absage. Mit Nachdruck forderte er den «Schutz des Lebens, allen Lebens, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende». Das Leben sei ein «heiliges Geschenk, niemand darf sich zu seinem Herrn aufschwingen», sagte der Papst in seinem «eindringlichen Appell» unter dem Applaus der Gläubigen. Zugleich wandte er sich vor allem an die Frauen mit dem Aufruf, sich in der heutigen Phase des Materialismus und der Säkularisierung für jene Werte einzusetzen, die man nur mit den «Augen des Herzens» begreift.
An die 300.000 auf der «Prairie» von Lourdes versammelten Gläubigen appellierte Johannes Paul II., «freie Frauen und Männer» zu sein. «Verteidigt eure Freiheit», betonte der Papst wörtlich. Das Böse und der Tod würden «nicht das letzte Wort haben», aber dazu sei es notwendig, die Botschaft der Gottesmutter in Lourdes ernst zu nehmen. «Christus ist der wahre Befreier», rief Johannes Paul II. aus und erinnerte daran, dass die menschliche Freiheit von der Sünde verletzt ist. Damit wies er auf das Dogma von der «ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria» hin. Die Lourdes-Reise des Papstes stand im Zeichen des 150-Jahr-Jubiläums dieses Dogmas. 1854 hatte Papst Pius IX. die bereits in frühchristlicher Zeit vertretene Glaubensauffassung zum Dogma erhoben, dass Maria als einziger Mensch vom Augenblick ihrer Empfängnis an von der Sündenverflochtenheit durch die Erbsünde ausgenommen war. Zugleich erinnerte der Papst daran, wie sehr das Dogma von 1854 mit dem zweiten, erst 1950 proklamierten Dogma von der «leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel» verbunden ist (die katholische Kirche feiert am 15. August das Fest der «Aufnahme Mariens in den Himmel»).
Den Text seiner Predigt verlas der Papst selbst, allerdings mit großer Anstrengung. An einer Stelle sagte er auf polnisch «Helft mir»; nachdem er einen Becher Wasser zu sich genommen hatte, konnte er weitersprechen. An einer anderen Stelle flüsterte Johannes Paul II. halb laut auf polnisch, dass er durchhalten müsse.
Dank an die Jugend
Zum Abschluss der Messe dankte der Papst vor allem den Jugendlichen, die sich in Lourdes für die Pflege der Kranken einsetzen. «Tragt nach dem Vorbild Marias neuen Elan der Hoffnung in die Welt», rief er den jungen Menschen vor seinem Angelus-Gebet zu. Die Botschaft von Lourdes sei der Aufruf zur Bekehrung und zum Gebet. Johannes Paul II. rief die Menschen zu Demut und Barmherzigkeit auf. Sie sollten so zu einer «Zivilisation der Liebe» beitragen.
Anschließend richtete der Papst Grußworte in mehreren Sprache an die Pilger aus aller Welt. Die deutschsprachigen Pilger rief er auf, «nach dem Vorbild der Jungfrau Maria stets für das Wirken der Gnade Gottes offen zu sein. Mein Segen begleite euch». Den Franzosen dankte Johannes Paul II. für ihre Gastfreundschaft, für die Aufnahme und die Vorbereitung und die Gestaltung der Feiern.
Nach der mehr als zweistündigen Messe zog sich der Papst in das Gästehaus zum gemeinsamen Mittagessen mit den französischen Bischöfen zurück. Vor seiner Rückreise nach Rom wollte er am späten Nachmittag noch einmal zu einem privaten Gebet an die Mariengrotte zurückkehren.
Lourdes ist einer der größten Wallfahrtsorte der Welt; 1858 ereigneten sich dort die Marienerscheinungen, die der später heilig gesprochenen Bernadette Soubirous zuteil wurden. Lourdes wird jährlich von rund sechs Millionen Menschen besucht.
Kathpress
15. august 2004